Galerieausstellung bis Februar 2008
Als Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann und Produzent wird Arnold Hau von Nachschlagewerken und filmportal.de verzeichnet. Acht bis elf Werke (die Angaben unterscheiden sich) umfasst seine Filmografie. Und doch bleibt er, der auch in weiteren Kunstformen glänzte, ein Unbekannter, wie Lützel Jeman alias Robert Gernhardt beklagte. Die Galerieausstellung und eine DVD-Edition würdigen nun – endlich – das filmische Werk von Arnold Hau.
Arnold Hau – wie ist es möglich, dass dieses Phänomen deutscher Medienkultur vielen cineastisch und literarisch Interessierten bisher verborgen blieb? Das fragte sich schon Lützel Jeman, der 1966 gemeinsam mit F. W. Bernstein und F. K. Waechter Die ganze Wahrheit über Arnold Hau herausgab, und stellte fest, dass das gesamte kulturelle Deutschland eine schwere Schuld an Hau gutzumachen hätte. Doch trotz dieser mannigfaltigen Fähigkeiten ist sowohl der Mensch als auch das künstlerische Genie Arnold Hau bis heute nahezu unerforscht geblieben. Veröffentlichungen zu seiner Person sind und bleiben rar, obwohl Hau zeitlebens alles andere als unproduktiv gewesen ist. So stellt sich unverändert die Frage: Wer ist dieser Mensch Arnold Hau, und warum fristet er trotz seiner fulminanten künstlerischen Projekte und Produkte noch heute ein Schattendasein? Das Deutsche Filmmuseum hat nun die schwierige Aufgabe übernommen, den Versuch zu wagen, sich diesem Multitalent wenigstens auf dem Feld seines filmischen Schaffens ein Stück weit zu nähern.
AUF DEN SPUREN VON ARNOLD HAU
Die Suche setzt an im Jahr 1962: Kurz vor seinem Verschwinden gab Hau sein
literarisches und zeichnerisches Vermächtnis in die vertrauensvollen
Hände jenes Lützel Jeman, welcher – Gott sei Dank – sein
Versprechen, den Nachlass zu vernichten, nicht einhielt. In drei kleinen,
gelben Sandelholzkistchen befand sich das beeindruckende künstlerische
Werk eines zutiefst verkannten Meisters der Poesie, Prosa und Zeichenkunst.
Das daraus entstandene, vier Jahre später veröffentlichte Sammelbändchen
konnte nur einen Bruchteil des Schaffens wiedergeben; es verunsicherte, beeindruckte,
schockierte und provozierte. Vor allem aber schürte es kontroverse Diskussionen
und gab allerhand Anlass zu Spekulationen.
Da das Verschwinden von Arnold Hau endgültig schien, fürchteten Fachkreise,
dass dies schon alles aus der Feder dieses stets suchenden Poeten gewesen sein
könnte. Doch acht Jahre später trat Hau völlig überraschend
erneut in die Öffentlichkeit. In den Jahren seiner Abwesenheit schien
seine künstlerische Ausdrucksfähigkeit weiter gereift und um wichtige
Komponenten ergänzt worden zu sein. Hau bewegte sich nun vor allem in
cineastischen Fachzirkeln mit einem neuen Selbst- und Weltbewusstsein und verstand
es sofort, auch dort zu faszinieren und zu provozieren.
Wer nun aber glaubt, dass dies der Anfang einer wunderbaren Erfolgsgeschichte sein könnte, irrt leider. Denn wie er auftauchte, so verschwand Arnold Hau wieder, ohne dass das Geheimnis um seine Genialität je wirklich gelüftet werden konnte. Viel zu schnell geriet dieser Mann in Vergessenheit.
DOCH WAS BLEIBT?
Sind es die phänomenalen Filme, seine seltenen Auftritte in der Öffentlichkeit
oder die akribisch von Gernhardt, F. W. Bernstein und F. K. Waechter zusammengetragenen
Schnipsel des frühen Schaffens? Oder gar seine lückenhafte Biografie,
die Aufschluss über das Wesen Haus geben könnte?
Die Galerieausstellung Die endgültige Wahrheit über Arnold Hau?!
des Deutschen Filmmuseums kann selbstverständlich nur als Versuch gewertet
werden, zumindest in Ansätzen dem Genius Haus gerecht zu werden. Sie gewährt
einen kleinen aber wertvollen Einblick in das filmkünstlerische OEuvre
und hinter die Kulissen der „Hau-Coop“. Diese kleine Hommage zur
Entstehung der „Hau-Schau“ vor 33 Jahren, die von der Veröffentlichung
einer DVD begleitet wird, wendet sich an Filmfreunde und interessierte Laien.
Selbst wenn dadurch nur einem Bruchteil der Bevölkerung der Zugang zu
Haus filmischen Werken ermöglicht wird, ist dies ein wichtiger Schritt
in Richtung einer längst schon überfälligen und unabdingbaren
Hau-Forschung.
Am 13.01.2008 um 18 Uhr sind die Kurzfilme der Hau-Coop endlich wieder auf der Leinwand zu sehen. Neben der HAU SCHAU (1974) sind unter anderem das frühe Musikvideo HIER IST EIN MENSCH (1972) und das Sozialdrama JETZT BIST DU DRAN FEILCHEN (1976) zu sehen.
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