11. Juli – 11. November
Biografie

Der Gastwirt Ludwig Greiner gab jedoch den Anstoß zu Valentins stärkstem künstlerischen Ausdruck: seinem Körper. Greiner porträtierte ihn 1908 als Skelett und lieferte ihm damit die Idee, aus seinem abgemagerten Körper Kapital zu schlagen. Als „armer magerer Mann“ bezog Valentin seitdem seine Gestalt und Physiognomie in seine sprachspielerischen Texte ein und wurde rasch zur Avantgarde der Münchner Volkssänger. Valentin Ludwig Fey mutierte zur „lebenden Karikatur“ und feierte fortan unter dem Künstlernamen Karl Valentin große Erfolge.


An der Schwelle zum Tonfilm wurde Karl Valentin zum Experimentator. 1929 inszenierte der Medienkünstler hinter der Leinwand eines Münchner Kinos den „ersten deutschen Tonfilm“ IN DER SCHREINERWERKSTÄTTE als Live-Ton-Performance. Valentin und Karlstadt sägten, lärmten und stritten zur stummen Projektion des Films, persönlich unsichtbar für die Kinozuschauer und doch anwesend auf der Leinwand. MIT DEM FREMDENWAGEN DURCH MÜNCHEN wurde im Mai 1929 uraufgeführt. Valentins Inszenierung entstand zu Beginn der Tonfilmära, als in ganz Deutschland erst sieben (!) Tonfilm-Projektoren im Kinoeinsatz waren.
Neben Bühne und Film nutzte Karl Valentin 1928 ein weiteres Medium: Seine Monologe und Couplets erschienen auf Schallplatte. Schnell wurde Valentin, der seine magere Figur mittlerweile effektiv als Markenzeichen einsetzte, zum Werbeträger mehrerer Schallplattenfirmen.


1945 träumte Valentin wieder von einem eigenen Filmatelier. Doch in der Nachkriegszeit war sein schwarzer Humor nicht mehr gefragt. Auch seine 1946 eingespielte Hörfunkserie Es dreht sich um Karl Valentin wurde wegen Hörerprotesten eingestellt.

Der Künstler starb am 9. Februar 1948 in seinem Haus in Planegg bei München, verarmt, halbverhungert und von vielen seiner Zeitgenossen so gut wie vergessen.
Tabellarischer Lebenslauf:
1882 - Am 4. Juni als Valentin Ludwig Fey in München geboren.
1897 - Schreinerlehre in München (bis 1899).
1902 - Besuch der Varietéschule Lehmann und Grimm. Gastspiel im Zeughaus in Nürnberg. Übernahme der elterlichen Speditionsfirma nach dem Tode des Vaters (Verkauf der Firma 1906).
1907 - Erfolglose Tournee als „Charles Fey“ mit einem selbst gebauten Orchestrion. Rückkehr nach München, Annahme des Künstlernamens „Karl Valentin“.
1908 - Erfolg mit dem Solovortrag Das Aquarium. Engagement an der Volkssängerbühne im Frankfurter Hof in München.
1911 - Begegnung mit Amalie Wellano, die unter dem Künstlernamen Liesl Karlstadt seine Bühnenpartnerin wird.
1912 - Entstehung seines ersten Films VALENTINS HOCHZEIT mit Volkssängerkollegen aus dem Frankfurter Hof.
1915 - Uraufführung des Bühnenstücks Sturzflüge im Zuschauerraum
1919 - Erste Schallplattenaufnahmen (im Trichterverfahren) mit Liesl Karlstadt.
1922 - Bekanntschaft mit Bertolt Brecht. Zusammenarbeit in der Szene Oktoberfestschaubude und im surrealistischen Filmklassiker DIE MYSTERIEN EINES FRISIERSALONS.
1924 - Uraufführung der Raubritter vor München
1925-1927 - Bühnenstücke u. a. Der Bittsteller, Die beiden Elektrotechniker (später: Der reparierte Scheinwerfer), Rundfunkszene (später: Der Antennendraht oder Im Senderaum) und Im Photoatelier.
1928 - Schallplattenaufnahmen der Monologe und Couplets von Karl Valentin. Uraufführung der „technischen Bühnenneuheit“ Der Flug zum Mond im Raketenflugzeug.
1929 - Premiere der multimedialen Inszenierung IN DER SCHREINERWERKSTÄTTE und des ersten abendfüllenden Spielfilms DER SONDERLING.
1931 - Betrieb einer eigenen Valentinbühne, feuerpolizeiliche Verbote führen zur Aufgabe.
1932 - Premiere des Spielfilms DIE VERKAUFTE BRAUT.
1933-1934 - Kurzfilme u.a. DIE ORCHESTERPROBE, DER THEATERBESUCH, IM SCHALLPLATTENLADEN, DER FIRMLING.
1934 - Eröffnung des Panoptikums als „Grusel- und Lachkeller“ (bis 1935).
1935 - Trennung von Liesl Karlstadt
1936 - Kurzfilme u.a. BEIM NERVENARZT und DAS VERHÄNGNISVOLLE GEIGENSOLO.
1938 - Uraufführung des Stücks Der Umzug.
1939 - Eröffnung des Panoptikums „Ritterspelunke“, dort Premiere der Szenenfolge Ritter Unkenstein. Valentins neue Partnerin ist die Soubrette Annemarie Fischer.
1940 – Schließung der „Ritterspelunke“. Vorläufiger Abschied von der Bühne nach einem Auftritt für das Winterhilfswerk im „Circus Krone“.
1946 - Die Hörfunkserie Es dreht sich um Karl Valentin wird wegen Hörerprotesten eingestellt.
1948 - Gastspiel im „Simpl“ gemeinsam mit Liesl Karlstadt.
Am Rosenmontag, dem 9. Februar 1948, stirbt Karl Valentin in seinem Haus in
Planegg.
Karl Valentin auf filmportal.de
Druckversion