11. Juli – 11. November 2007
Filmreihe
Die Reihe präsentiert den größten Teil des noch erhaltenen filmischen Gesamtwerks des Komikers. Sie beginnt mit Kurzfilmprogrammen und zwei Langfilmen. Valentins frühe Stummfilme sind Slapstickkomödien, die zum Teil auf humoristischen Zeichnungen von Emil Reinicke beruhen, erschienen als „Münchner Bilderbogen“. Der visuelle Humor Valentins bezieht sich aus seinem umständlichen Verhältnis zu seinem Körper und aus seiner Unbeholfenheit. Auch scheitert er immer wieder an der Tücke des Objektes.
Kinotermine im Oktober
Sa 20.10. 19.00 Uhr
„Kragenknopf & Uhrzeiger“ - Soloprogramm
von Erwin Leder
Im Kino und in der Sonderausstellung
Mit seinem neu gestalteten Valentin-Programm „Kragenknopf & Uhrzeiger“ gastiert
Erwin Leder am 20. Oktober im Kino und in der Sonderausstellung. Der Wiener
Schauspieler Leder, bekannt vor allem als Maschinist Johann in DAS BOOT, ist
seit 25 Jahren von Karl Valentin fasziniert: „Ich fühle mich verwandt
mit ihm, seine skurrile Clownhaftigkeit verbindet mich zutiefst mit diesem
Wort- und Schriftsteller, Bewegungs- und Gehirnakrobaten. Somit versuche ich,
diesen unwiederbringlichen Charakter als Figur aus mir selbst herauszufinden
und zu erobern. In Folge versteht sich die Verwandlung meiner Person in eine ‚Figur
Karl Valentin’ als eine Art Verschmelzung, die sich mit meinen,
mit seinen und den Mitteln des Theaters auf der Bühne vor den Augen des
Publikums neu entwickeln soll.“ Die „Valentinaden“ des Wiener
Schauspielers sorgten bereits bei der Ausstellungseröffnung im Juli für
Begeisterung.
Mi 24.10. 18.00 Uhr / Fr 26.10. 22.30 Uhr
Kurzfilmprogramm
u.a.: DIE ERBSCHAFT, DER ANNTENNENDRAHT
D 1936-41, Einführung (nur 24.10.): Tim Heptner
In DIE ERBSCHAFT (1936, Regie: Jacob Geis) spielt Valentin einen Lumpensammler,
der seinem Vermieter sechs Monatsmieten schuldet und Besuch vom Gerichtsvollzieher
erhält. Als das verarmte Proletarier-Paar unverhofft zu einer vermeintlichen
Erbschaft einer Schlafzimmereinrichtung kommt, scheint sich das Schicksal zu
wenden. Um Platz für die neuen Betten zu schaffen, machen die Eheleute
ihre alte Einrichtung zu Brennholz, und Valentin geht mit einem zerbeulten
Kinderwagen auf Hamsterfahrt nach alten Zeitungen, die als Bettwäsche
dienen sollen. Doch eine erneute Wendung sorgt dafür, dass das Glück
sich als Irrtum herausstellt und man am Ende auf dem nackten Boden schlafen
muss.
Wegen „Elendstendenzen“ wurde DIE ERBSCHAFT von der Filmprüfstelle
Berlin verboten, die Armut im NS-Unterhaltungsfilm als thematisch ungeeignet
ansah. Valentin, dessen frühere Auftritte in den Filmlustspielen von Erich
Engels noch von den Nazis gefeiert wurden, bat daraufhin den UFA-Produktionsleiter
Karl Ritter um Unterstützung. Aus dessen in der Ausstellung und im Katalog
dokumentiertem Antwortbrief geht der Zensurgrund hervor: „[…],
daß der Film das Leben der ärmsten Volksgenossen ‚glossifiziert‘,
und dieses gerade in einer Zeit, wo durch das Winterhilfswerk so vielen Menschen
geholfen wird […].“ So kam DIE ERBSCHAFT zu Valentins Lebzeiten
nicht in die Kinos und wurde erst 1976 im Rahmen der großen Valentin-Retrospektive
in München uraufgeführt.
In EIN VERHÄNGNISVOLLES GEIGENSOLO (1936) kommt Valentin nicht nur verspätet auf die Bühne, er hat auch seine Geige vergessen. Als diese ihm gebracht wird, fehlen noch andere Dinge. In DER ANNTENNENDRAHT (1937) dringt Valentin auf der Suche nach einem Draht in einen Sendesaal ein und lässt sich nicht abwimmeln. IN DER APOTHEKE (1941) fällt Valentin der Name des Medikamentes für sein Kind nicht mehr ein, und so muss er die Symptome beschreiben.
So 28.10. 18.00 Uhr
Kurzfilmprogramm / Neurestaurierungen
u.a.: DER FEUERWEHRTROMPETER, MIT DEM FREMDENWAGEN
DURCH MÜNCHEN
D 1929, Vortrag zur Filmrestaurierung: Stefan Drössler
Stefan Drössler, Leiter des Filmmuseums München, stellt als Gast
zwei Neurestaurierungen vor: DER FEUERWEHRTROMPETER und die Inszenierung MIT
DEM FREMDENWAGEN DURCH MÜNCHEN (1929), bestehend aus kurzen Filmszenen
in denen Valentin und Liesl Karlstadt als motorisierte Fremdenführer unterhalten.
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