60 JAHRE CCC FILM
Galerieausstellung bis 14. Januar 2007
Im September feierte die Berliner Central Cinema Company GmbH (CCC) ihr 60-jähriges
Bestehen - ein besonderes Jubiläum unter den deutschen Produktionsfirmen.
Als Hommage gibt die Galerieausstellung besondere Einblicke in das Firmenarchiv,
das seit 1990 vom Deutschen Filmmuseum verwaltet wird. Gezeigt werden neben Dokumenten aus der Gründungszeit eine Reihe teils
handschriftlicher Briefe von deutschen Filmschaffenden, die CCC-Chef Artur Brauner
für seine Produktionen gewinnen konnte, wie Romy Schneider, Gert Fröbe,
Fritz Lang und Gottfried Reinhart. Zu einer repräsentativen Auswahl der
über 300 Filme, die Brauners CCC seit 1946 produzierte, zeigt die Ausstellung
Produktionsunterlagen und eine Vielzahl von Werkfotos.
Die Erfolgsgeschichte begann im Herbst 1946: Artur Brauner beteiligte sich finanziell an der ersten Filmproduktion im Westsektor, SAG DIE WAHRHEIT, und erwirtschaftete damit das Geld für die erste CCC-Produktion HERZKÖNIG (1947). Der Erfolg dieses musikalischen Lustspiels ermöglichte Brauner, der durch den Holocaust zahlreiche Verwandte verloren hatte, noch im gleichen Jahr die Realisierung des autobiographisch gefärbten Dramas MORITURI, in dem eine Gruppe Häftlinge aus einem Konzentrationslager flüchtet. Schon diese ersten beiden Produktionen kennzeichnen das Spannungsverhältnis, das so charakteristisch für die CCC werden sollte: Leichte Unterhaltungsware spielte das Geld ein für anspruchsvolle Filme zur NS-Vergangenheit, die von den Zuschauern mehrheitlich abgelehnt wurden. Brauner, enttäuscht über den Misserfolg von MORITURI, setzte weiterhin auf eine Mischung aus beidem - mit Erfolg: Nach der Gründung eigener Studios in Spandau, wo ab Februar 1950 gedreht wurde, konnte er die Anzahl der CCC-produzierten Filme erheblich steigern. Publikumserfolge wie GROSSE STAR-PARADE (1954) oder LIEBE, TANZ UND 1000 SCHLAGER (1955) sicherten zeitweise Gehälter für bis zu 500 Ateliermitarbeiter. Einzelne Produktionen wie DER 20. JULI (1955) oder DIE RATTEN (1955) setzten sich immer wieder vom Durchschnitt ab und fanden besondere Anerkennung bei der Kritik.
Die CCC stieg in den 1950er Jahren zur erfolgreichsten unabhängigen Produktionsfirma in Deutschland auf. Brauner begegnete im selben Jahrzehnt der aufkommenden Kinokrise - in Anlehnung an die Erfolge Horst Wendlandts - mit Karl May- und Bryan Edgar Wallace-Filmen sowie später mit Monumentalfilmen wie DIE NIBELUNGEN (1966/67) oder KAMPF UM ROM (1968). Obwohl diese Arbeiten durchaus erfolgreich in den Kinos liefen, konnten sie doch nicht verhindern, was symptomatisch für alle Produktionsfirmen in dieser Zeit war: Die Auslastung der Ateliers sank dramatisch. Sexklamotten und Arbeiten für das Fernsehen sollten die Krise abmildern; 1970 jedoch mussten die CCC-Studios vorübergehend geschlossen und die komplette Belegschaft entlassen werden. Artur Brauner blieb weiter als Produzent tätig, die Herstellung von Spielfilmen wurde aus Kostengründen ins Ausland verlegt und stark eingeschränkt. So entstanden nur zehn Filme von 1972 bis 1980 - im Rekordjahr 1958 waren es noch zwanzig in 12 Monaten gewesen. Die verwaisten Ateliers wurden gelegentlich von Fremdfirmen gemietet.Ab den 1980er Jahren konzentrierte sich Artur Brauner verstärkt auf politische und sozialkritische Filme, zumeist mit NS-Thematik. So entstanden unter anderem DIE SPAZIERGÄNGERIN VON SANSSOUCI (1981), EINE LIEBE IN DEUTSCHLAND (1983), HANUSSEN (1987), DER ROSENGARTEN, HITLERJUNGE SALOMON (beide 1989) und BABIJ JAR (2002). Es sollte sich wenig daran ändern, dass das deutsche Kinopublikum Brauners Holocaust-Filmen den Erfolg verwehrte, den es seinen Unterhaltungsfilmen zuteil werden ließ. Das trifft ihn bis heute sehr, hielt ihn jedoch nie davon ab, an diesem Thema weiterzuarbeiten. Seine aktuelle Produktion DER LETZTE ZUG, unter der Regie von Josef Vilsmaier entstanden, kommt Anfang November in die Kinos. Im 60. Produktionsjahr der CCC hat Artur Brauner die Geschäfte seiner Tochter Dr. Alice Brauner übergeben, die das Unternehmen weiterführen wird.
Zur Filmreihe (bis 28. Oktober)
Druckversion