Festival vom 22. bis 28. April in Wiesbaden, ausgewählte Filme in Frankfurt vom 23. bis 30. April
Über 100 Filme aus 21 Ländern präsentiert das 9. Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. Wie im vergangenen Jahr heißt es auch in Frankfurt wieder „goEast“: Alle Spielfilme des Wettbewerbs sowie Highlights der Hommage, des Porträts und des Symposiums laufen in unserem Kino.
„goEast ist eine der wichtigsten Plattformen für mittel- und osteuropäische Produktionen auf dem deutschen Markt. Über Fachkreise hinaus hat es die Gunst des Kinopublikums erworben, das möchten wir natürlich auch in diesem Jahr weiter ausbauen“, so Nadja Rademacher, die als Nachfolgerin von Christine Kopf das vom Deutschen Filminstitut – DIF veranstaltete Festival leitet. Mit mehr als 160 internationalen Gästen ist goEast auch ein bedeutender Treffpunkt des kulturellen Dialoges.
An mehreren Spielstätten sorgt goEast für Festival-Atmosphäre in Wiesbaden. Im neu eröffneten Murnau-Filmtheater des Deutschen Filmhauses findet das Symposium statt: Die von der Stiftung Deutsche Kinemathek und der Kulturstiftung des Bundes initiierte Reihe Winter adé – Filmische Vorboten der Wende mit Kurz- und Langfilmen wird unter Leitung des Filmhistorikers Claus Löser diskursiv vertieft. Wie gewohnt laufen in der Caligari FilmBühne die zehn Spiel- und sechs Dokumentarfilme des Wettbewerbs, die um vier hoch dotierte Preise konkurrieren: Die internationale Jury unter Vorsitz des polnischen Schauspielers und Regisseurs Jerzy Stuhr vergibt den Škoda-Preis „Die Goldene Lilie“ für den Besten Film (10.000 Euro), den Dokumentarfilmpreis „Erinnerung und Zukunft“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (10.000 Euro), den von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestifteten Preis für die Beste Regie (7.500 Euro) und den Preis des Auswärtigen Amts (2.000 Euro). Außerdem wird ein Wettbewerbsfilm mit dem Preis der Internationalen Filmkritik der Vereinigung FIPRESCI ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung lädt goEast zu einer Projektbörse für Nachwuchsfilmemacher aus Deutschland und Osteuropa ein. In den Workshops des goEast-Young-Professionals-Programms profitieren junge Filmemacher von Expertenwissen. Die Teilnahme ermöglicht eine Bewerbung im Folgejahr für den Filmförderpreis der Robert Bosch Stiftung, der seit 2007 bei goEast verliehen wird. Im Hochschulwettbewerb sind Filmklassen aus Kiew, Sofia, Ludwigsburg, dem Rhein-Main-Gebiet und Kassel vertreten. Von der BHF-BANK-Stiftung werden drei Publikumspreise (jeweils 1.000 Euro) sowie der Förderpreis für einen ausländischen Beitrag (1.500 Euro) gestiftet.
Das goEast-Programm in Frankfurt
Do 23.4. 18.00 Uhr | goEast- Symposium
WOJNA ŚWIATÓW – NASTĘPNE STULECIE
Krieg der Welten – Das nächste Jahrhundert
Polen 1981/ 1983, R: Piotr Szulkin, Da: Roman Wilhelmi, Krystyna Janda, Mariusz
Dmochowski, 95 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Den Anfang macht ein Film aus der Reihe zum Smposium Winter adé – Filmische
Vorboten der Wende: Vom Alltag in Diktaturen handelt KRIEG DER WELTEN – DAS
NÄCHSTE JAHRHUNDERT (1981/83). Regisseur Piotr Szulkin lässt seine
Science-Fiction-Parabel – interessanterweise in einer westlichen Szenerie – kurz
vor dem neuen Jahrtausend spielen, in der Menschen von Marsianern kontrolliert
werden. Nur der Fernsehmoderator Idem lehnt sich dagegen auf, doch seine Zuschauer
sind bereits gleichgeschaltet.
Do 23.4. 20.30 Uhr | goEast-Comp. out of competition
TATARAK Der Kalmus
Polen 2009, R: Andrzej Wajda, Da: Krystyna Janda, Paweł Szajda, Jan Englert,
85 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Im Wettbewerb außer Konkurrenz wird DER KALMUS (2009) gezeigt, der bei
den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2009 mit dem Alfred-Bauer-Preis
ausgezeichnet wurde. Andrzej Wajda verbindet mehrere Erzählstränge
miteinander: Marta verliebt sich in den viel jüngeren Bogus, gleichzeitig
findet ihr Ehemann und Arzt heraus, dass sie sterbenskrank ist. Ein komplexer
Film über die großen Themen Leben und Liebe, Alter, Einsamkeit und
Tod.
Fr 24.4. 18.00 Uhr | goEast-Wettbewerb
PODAROK STALINU Das Geschenk an Stalin
Kasachstan 2008
R: Rustem Abdrašhov, 95 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
DAS GESCHENK AN STALIN (2008) spielt im Jahr 1949: Der achtjährige Flüchtling
Sashka wird von dem Kasachen Kasym gerettet und aufgenommen. Sashka lebt sich
in die Dorfgemeinschaft ein, hält aber an dem Glauben fest, dass er seine
Eltern wiedersieht, sofern er ein Geburtstagsgeschenk für Stalin besorgt.
Fr 24.4. 20.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
SUMASŠEDŠAJA POMOŠČ Verrückte
Rettung
Russland 2009, R: Boris Chlebnikov, 118 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
In VERRÜCKTE RETTUNG (2009) wird der naive, in Moskau gestrandete Belorusse
Jenya von einem eigensinnigen alten Ingenieur aufgenommen. Gemeinsam streiten
sie für das Gute. Eine melancholische wie herzhaft absurde Posse um zwei
Verlierer und einen paranoiden Polizeiinspektor.
Fr 24.4. 22.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
BUICK RIVIERA Buick Riviera
Kroatien/B&H/D 2008, R: Goran Rušinovič, 86 min OmeU, Einf.:
Claudia Siefen
Der bosnische Muslim Hasan, in die USA geflohen und seitdem ein Heimatloser
geblieben, ist bei einer Panne seines geliebten alten BUICK RIVIERA (2008)
auf die Hilfe des Serben Vuko angewiesen. Als dieser später bei Hasan
und seiner Frau auftaucht, entwickelt sich eine gefährliche Dynamik in
ihrem Gespräch – und das Roadmovie von Regisseur Goran Rusinovic
wird zu einem packenden Kammerspiel um Vorurteile und Ressentiments.
So 26.4. 18.00 Uhr | goEast-Wettbewerb
GAGMA NAPIRI Das andere Ufer
Georgien/Kasachstan 2009, R: George Ovashvili, 90 min OmeU, Einf.: Claudia
Siefen
Das Roadmovie DAS ANDERE UFER (2009) handelt von dem zwölfjährigen
Tedo, der mit seiner Mutter wegen des Bürgerkrieges von Abchasien nach
Georgien geflüchtet ist. Mit dem neuen Leben unzufrieden, beschließt
er, sich auf die Suche nach seinem in der Heimat gebliebenen Vater zu begeben,
von dem er nicht einmal weiß, ob er noch lebt. Auf der Reise trifft Tedo
nicht nur freundlich gesinnte Menschen, die mitfühlen und ihn unterstützen,
sondern stößt auch auf Hass und Vorurteile.
So 26.4. 20.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
KARAMAZOVI Die Karamazows
CZ/PL 2008, R: Petr Zelenka, 100 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Die Brüder Karamazow diente Petr Zelenka als Vorlage für DIE KARAMAZOWS
(2008): Als eine tschechische Schauspieltruppe in Polen die Bühnenfassung
von Dostojewskis Roman in einem Stahlwerk inszeniert, kommt es zur Vermischung
von Theater und wirklichem Leben.
Mo 27.4. 18.00 Uhr | goEast-Wettbewerb
UTOV Die Jurte
Usbekistan 2007, R: Ayub Shahobiddinov, 83 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Der Schäfer Ubay und sein Sohn Djavakhir leben auf einem kleinen Hof irgendwo
in Usbekistan. Eines Tages, angetrieben von dem Wunsch, sich aus der Gewalt
seines herrischen Vaters zu befreien, geht Djavakhir zum Militär und lässt
Ubay in DIE JURTE (2007) zurück. Ubay begreift, dass er sich seiner Vergangenheit
stellen muss, wenn es eine Zukunft geben soll. Doch dann kehrt der verlorene
Sohn zurück.
Di 28.4. 18.00 Uhr | goEast-Hommage
KOROTKIE VSTREČI Kurze Begegnungen
UdSSR (Ukraine) 1967, R: Kira Muratova, Da: Kira Muratova, Vladimir Vysockij,
Nina Ruslanova, 96 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Die goEast-Hommage ehrt mit Kira Muratova die „Grande Dame des sowjetisch-russischen
Kinos“. KURZE BEGEGNUNGEN (1967) erzählt die ungewöhnliche
Dreiecksbeziehung zwischen der Stadträtin Valentina, dem Geologen Maksim
und der Kellnerin Nadia. Auf zwei narrativen Ebenen bewegen sich die Verwirrungen
und Verwechslungen der Protagonisten, die an Truffauts JULES ET JIM (F 1962)
erinnern.
Di 28.4. 20.30 Uhr | goEast-Portrait
KOLJA
CZ 1996, R: Jan Svĕrák, Da: Zdenĕk Svĕrák, Libuše Šafránková,
Andrej Chalimon, 105 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Das diesjährige Porträt ehrt den populären tschechischen Filmemacher
Jan Svĕrák. Kolja (1996), der mit dem Oscar als bester fremdsprachiger
Film ausgezeichnet wurde, spielt zur Zeit der „samtenen Revolution“ im
Herbst 1989. Der ältere Schürzenjäger Frantisek muss sich als
einziger greifbarer Angehöriger um den fünfjährigen Kolja kümmern.
Mi 29.4. 18.00 Uhr | goEast-Hommage
DOLGIE PROVODY Lange Abschiede
UdSSR (Ukraine) 1971, R: Kira Muratova, Da: Zinaida Šarko, Oleg Vladimirskij,
Tatjana Myčko, 97 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Auch in Lange Abschiede (1971) nutzt die Regisseurin außergewöhnliche
Erzählweisen, um zwischenmenschliche Beziehungen zu visualisieren, wie
die eines Jungen, der träumt, seine Mutter zu verlassen, um bei seinen
Vater zu leben.
Mi 29.4. 20.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
MORFIJ Morphin
Russland 2008, R: Aleksej Balabanov,102 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Auch MORPHIN (2008) ist die Adaption eines literarischen Werks: Regisseur Aleksej
Balabanov verfilmte die autobiografischen Aufzeichnungen des russischen Schriftstellers
Michail Bulgakow. Im Spätherbst 1917 tritt der junge Arzt Polyakov seine
erste Stelle an. Bereits in der ersten Nacht zeigen sich Polyakovs psychische
Grenzen, als ein Patient unter seinen Händen stirbt. Zunächst nur
als medizinische Vorsichtsmaßnahme gedacht, lässt er sich eine Injektion
Morphin geben. Doch der weiße Stoff wird bald zum verlässlichen
Partner, um berufsbedingten Stress, privates Scheitern und die ihn umgebende
Enge zu bewältigen. Die Liebe zu einer Krankenschwester ist längst
keine Rettung mehr.
Mi 29.4. 22.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
TABLO Tableau
HU 2008, R: Gábor Dettre, 120 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Der Thriller TABLEAU (2008) spielt im Budapest der 1950er Jahre: Der Mörder
des dubiosen Antiquitätenhändlers Schulter scheint in dem Roma Béla
gefunden. Doch Kommissar György, ebenfalls Roma, ist nicht überzeugt
und sucht den Täter auf eigene Faust. Dabei lernt er, zum Missfallen seiner
Frau, die minderjährige Agnes kennen, die von Schulter als Prostituierte
nach Ungarn gebracht wurde.
Do 30.4.18.00 Uhr | goEast-Hommage
ASTENIČESKIJ SINDROM Das Asthenische Syndrom
UdSSR (Ukraine) 1989, R: Kira Muratova, 153 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
DAS ASTHENISCHE SYNDROM (1989) handelt von einer Witwe, die ihrer Wut und Trauer
um ihren verstorbenen Gatten freien Lauf lässt; eine Parabel auf gescheiterte
Machtverhältnisse.
Do 30.4. 20.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
ZIFT
Bulgarien 2008, R: Javor Gardev, 92 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
ZIFT (2008) erzählt die Geschichte von Moth, der in den Vierzigern in
Bulgarien unschuldig ins Gefängnis gesteckt wird. In den 1960er Jahren
wird er entlassen und findet sich in einem brutalen kommunistischen Totalitarismus
wieder. Moth träumt davon, das Land zu verlassen, aber seine Vergangenheit
holt ihn ein. Ein riesiger Diamant und die Liebe spinnen ein gefährliches
Netz um seine Zukunftspläne.
Do 30.4. 22.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
CEA MAI FERICITĂ FATĂ DIN LUME
Das glücklichste Mädchen der Welt
Rumänien/NL 2009, R: Radu Jude, 100 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Die gerade erst 18 Jahre alt gewordene Delia gewinnt bei einem Preisausschreiben
ein Auto – und ist damit DAS GLÜCKLICHSTE MÄDCHEN DER WELT
(2009). Einzige Bedingung für den Hauptgewinn sind Werbeaufnahmen, die
sie in Bukarest machen soll. Überschattet wird der Dreh von dem Streit
mit ihren Eltern, die das Geschenk verkaufen wollen.
Das komplette goEast-Festivalprogramm – mit allen Kino- und Gesprächsterminen,
Lesungen und Parties sowie Konzert und Ausstellung – findet sich unter
www.filmfestival-goEast.de sowie im gedruckten goEast-Programmheft, welches
in unserem Haus sowie an zahlreichen Stellen in Wiesbaden, Frankfurt und der
Region ausliegt.