Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr)
Klassiker & Raritäten zeigt geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme an einem festen Programmplatz: Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen sich bekannte und fast vergessene Meisterwerke (wieder)entdecken. Die Programmreihe verknüpft die Arbeit unserer Archive mit anderen und verbindet sich mit laufenden Filmreihen und Ausstellungen. Besondere Vorführungen wie Stummfilme mit Musikbegleitung und Einführungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Hauses machen das Klassiker-Kino zum Erlebnis
Die Filme im März 2008
Zwei Schwerpunkte bietet die Reihe im März: die Hommage an Anna Magnani
sowie filmische Arbeiten von Hans Poelzig.
HANS POELZIG:
ARCHITEKT – LEHRER – KÜNSTLER
Im März präsentiert die Programmreihe „Klassiker & Raritäten“ begleitend
zur Ausstellung im Architekturmuseum die bedeutendsten Arbeiten Hans Poelzigs
(1869-1936).
In der Schau sind auch einige Originalentwürfe von Poelzig aus unserer
Sammlung zu sehen, mit denen er die Filmarchitektur maßgeblich prägte.
Hans Poelzig, zu dessen berühmtesten Arbeiten der Poelzig-Bau der Johann
Wolfgang Goethe-Universität zählt, war der erste renommierte Architekt,
der sein architektonisches Wissen beim Film einbrachte. Mit leidenschaftlichem
Engagement entwickelte er einmalige Bauten, die von einem Übermaß an
räumlichem und plastischem Denken in den Baukörpern zeugen.
Di 4.3. 18.00 Uhr | Hans Poelzig
ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS
D 1925
R: Arthur von Gerlach, Da: Paul Hartmann, Lil Dagover, Rudolf Forster, Gertrud
Welcker, 105 min
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Einführung: Claudia Dillmann
Mit dem Schloss in ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS (1923-25) entstand ein Bau, der
sich organisch in die Landschaft einfügt. Die Geschichte handelt von Junker
Hinrich, der gegen den Willen seines Vaters die Tochter eines Leibeigenen ehelichen
will, und mit seinem Bruder um das Erbe von Grieshuus einen erbitterten Kampf
führt.
Mi 5.3. 18.00 Uhr | Hommage an Anna Magnani
ROMA CITTÀ APERTA Rom, offene Stadt
Italien 1945
R: Roberto Rossellini, Da: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, 105 min DF, Einführung:
Stefanie Plappert
Anna Magnani, die am 7. März 100 Jahre alt geworden wäre, drehte
1945 unter der Regie ihres damaligen Lebensgefährten Roberto Rossellini
ROMA CITTÀ APERTA (Rom, offene Stadt). Nach historisch verbürgten
Fakten dokumentiert der Film das Schicksal einer italienischen Widerstandsgruppe
während der deutschen Besatzung Roms. Als Schlüsselwerk des Neorealismus
trat der Film seinen Siegeszug um die Welt an und machte Rossellini und Magnani,
deren letzte Szene zugleich eine der markantesten der Filmgeschichte ist,
zu internationalen Stars.
Do 6.3. 18.00 Uhr
THE LADYKILLERS Ladykillers
GB 1955, R: Alexander Mackendrick, Da: Peter Sellers, Alec Guinness, Cecil
Parker, 91 min DF
Als Streicherquintett getarnt mieten sich der Gauner Professor Marcus (Alec
Guiness) und seine Bande (darunter der junge Peter Sellers) bei der schrulligen
Mrs. Wilberforce ein, um den Überfall auf einen Geldtransport zu planen.
Der Raub gelingt, doch als die alte Lady auf ihr Geheimnis stößt,
entzweien sich die Männer an der Frage, wer die Mitwisserin ins Jenseits
befördern soll. Alexander Mackendricks THE LADYKILLERS (Ladykillers,
1955) gilt als Klassiker der britischen Krimikomödie, nicht zuletzt
dank seiner liebevoll gezeichneten Charaktere und des beispielhaften schwarzen
Humors.
So 9.3. 11.30 Uhr: Matinee | Hans Poelzig
DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM
D 1920, R: Paul Wegener, Da: Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonova,
Ernst Deutsch, 86 min
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Einführung: Claudia Dillmann
Für Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) schuf er die
ersten Film-Räume. Die Bedeutung des Klassikers ist nicht zuletzt zurückzuführen
auf Poelzigs Filmarchitektur. Das Werk lebt von seiner gotisch inspirierten
und doch anthropomorphen Stadtillusion die Häuser des Prager Ghettos wirken
so organisch wie die legendäre, magisch belebte Lehmfigur des Golem
selbst.
Di 11.3. 17.30 Uhr
INDOCHINE
F 1992, R: Régis Wargnier, Da: Catherine Deneuve, Vincent Perez, 158
min OmU
Einführung: Elmar Diez
Die freunde des deutschen filmmuseums e.V. präsentieren in ihrer Wunschfilm-Reihe
Régis Wargniers vielfach u.a. mit einem Oscar ausgezeichnetes Kolonialepos
INDOCHINE (1992), eine eindringliche Darstellung menschlicher Schicksale
in einer Zeit politischer Umwälzungen.Catherine Deneuve spielt die Plantagenbesitzerin
Eliane, die im französisch besetzten Indochina zusammen mit ihrer
Adoptivtochter, einer jungen Prinzessin aus Annam, zurückgezogen auf ihrer
Kautschukplantage lebt – eine der besten Rollen ihrer Karriere.
Mit zunehmenden Protesten gegen die Kolonialherren entfremdet sich die
Adoptivtochter von ihr und setzt sich an die Spitze der Aufständischen.
Mi 12.3. 18.00 Uhr | Helmut Käutner
UNTER DEN BRÜCKEN
D 1945, R: Helmut Käutner, Da: Hannelore Schroth, Carl Raddatz, Gustav
Knuth, 99 min
Einführung: Thomas Worschech
In UNTER DEN BRÜCKEN (1945), unter einfachsten Bedingungen in den letzten
Tagen des Nationalsozialismus gedreht, konzentriert Regisseur Helmut Käutner
die poetische Kraft der kargen Havellandschaft und seine sensible und humorvolle
Filmsprache zu einer überzeitlichen Parabel. Zwei junge Binnenschiffer
träumen von einer festen Beziehung, als ihnen ein von Liebe und Leben
enttäuschtes Mädchen begegnet, das sie mit auf die Reise nehmen und
in die sich beide verlieben.
Do 13.3. 18.00 Uhr | Hommage an Anna Magnani
VULCANO
Italien 1949
R: William (Wilhelm) Dieterle, Da: Anna Magnani, Rossano Brazzi, 101 min OmeU
In VULCANO (1949) – dem Gegenstück zu STOMBOLI mit Ingrid Bergman – kehrt
eine Sizilianerin, die in Neapel zur Prostituierten wurde, in ihr Heimatdorf
zurück und versucht ihre jüngere Schwester, die von einem listigen
Tiefseetaucher umgarnt wird, vor einem ähnlichen Schicksal zu
bewahren. Das unter schwierigsten Umständen auf einer Vulkaninsel
gedrehte Drama von William Dieterle fasziniert mit seinen wunderbar gefilmten
dokumentarischen Bildern und der glänzenden schauspielerischen Leistung
von Anna Magnani.
Di 18.3. 18.00 Uhr
TOPKAPI
USA 1963
R: Jules Dassin, Da: Melina Mercouri, Peter Ustinov, Maximilian Schell 120
min DF
Einf.: Beate Dannhorn
Mit TOPKAPI (1963) drehte Jules Dassin eine unterhaltsame Persiflage seines
eigenen Krimiklassikers RIFIFI. Seine spätere Frau Melina Mercouri
glänzt als Juwelendiebin, die es auf einen im Topkapi-Palast in Istanbul
aufbewahrten wertvollen Dolch abgesehen hat. Mit ihren Verführungskünsten
gewinnt sie die Unterstützung eines Schweizer Gentlemangauners (Maximilian
Schell), eines Lebenskünstlers (Peter Ustinov, der für seine Rolle
mit einem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde) und anderer
skurriler Gestalten für ihren sorgfältig ausgetüftelten
Coup.
Mi 19.3. 18.00 Uhr | Helmut Käutner
DER HAUPTMANN VON KÖPENICK
BRD 1956
R: H. Käutner, Da: Heinz Rühmann, Hannelore Schroth, 93 min
1906 nutzte ein arbeitsloser Schuster die wilhelminische Obrigkeits- und
Uniformblindheit aus und stibitzte als Hauptmann verkleidet die Stadtkasse
Köpenicks. Diese von Carl Zuckmayer dramatisierte Anekdote verfilmte Helmut
Käutner mit DER HAUPTMANN VON KÖPENICK (1956). Heinz Rühmann
in einer Paraderolle spielt einen liebenswerten, tollkühnen Menschen,
der auch die Bürger der Gegenwart anregt, bestehende Verhältnisse
zu hinterfragen.
Do 20.3. 18.00 Uhr
A FISH CALLED WANDA Ein Fisch namens Wanda
GB/USA 1988
R: Charles Crichton, Da: John Cleese, Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael
Palin, 108 min OF
Mit A FISH CALLED WANDA (Ein Fisch namens Wanda, 1988), einer irrwitzigen
Gaunerkomödie um die ehemaligen Monty-Python-Mitglieder John Cleese und
Michael Palin, gelang Regisseur Charles Crichton einer seiner größten
Erfolge. Die verführerische Amerikanerin Wanda (Jamie Lee Curtis) hat
sich mit George, dem stotternden Tierliebhaber Ken (Michael Palin) und dem
bornierten, Nietzsche lesenden Dieb Otto (Kevin Kline) zusammengetan,
um in London einen vornehmen Juwelierladen auszurauben. Die Beute: 13
Millionen Pfund. Der Coup gelingt, doch anschließend wird es kompliziert,
denn jeder will die Beute für sich behalten.
Di 25.3. 18.00 Uhr
DOM ZA VESANJE Time of the Gypsies
Jugoslawien 1989
R: Emir Kusturica, Da: Davor Dujmovic, Bora Todorovic, 141 min OmU
Einführung: Lena Pezzarossa
Emir Kusturicas bildgewaltiges Drama DOM ZA VESANJE (Time of the Gypsies, 1989)
erzählt von dem Zigeunerjungen Perhan, der sein serbisches Heimatdorf
verlässt, um Geld für seine kranke Schwester aufzutreiben. Er gerät
in die Fänge einer Mailänder Bande, die mit ihrer Skrupellosigkeit
und Falschheit Ideale, Träume und das Leben des Jungen zerstört.
Der erste komplett in der Roma-Sprache gedrehte Film, für den Kusturica
1989 in Cannes den Preis für die beste Regie gewann, ist eine poetische
Abhandlung über Wehmut, Werteverlust und Heimatlosigkeit und eine Liebeserklärung
an eine oft verfolgte und inzwischen fast zerstörte Lebenskultur.
Mi 26.3. 18.00 Uhr | Hans Poelzig
THE BLACK CAT Die schwarze Katze
USA 1934
R: Edgar G. Ulmer, Da: Boris Karloff, Bela Lugosi, David Manners, Julie Bishop,
65 min OF
Einführung: Petra Kappler
Abschließend präsentiert die Reihe Edgar G. Ulmers schrägen
Horrorfilm THE BLACK CAT (Die schwarze Katze, 1934), der das Leben des fiktiven
Architekten Hjalmar Poelzig beschreibt und Szenen aus deutschen Stummfilm-Klassikern
persifliert. Ulmer hatte bereits bei Wegeners GOLEM mitgewirkt. Nicht zeigen
können wir Wegeners LEBENDE BUDDHAS (1923/24), der von einer Expedition
ins ferne Tibet erzählt, und für den Poelzig auch die Architektur
konzipierte. Bis heute gilt der Film als verschollen.
Do 27.3. 18.00 Uhr
ISKANDARIYA...LIH? Alexandria...warum?
Ägypten/Algerien 1978
R: Youssef Chahine, Da: Mohsen Mohiedine, Naglaa Fathi, 133 min OmU
ISKANDARIYA...LIH?
(Alexandria...warum?, 1978) des ägyptischen Regisseurs
Youssef Chahine spielt im Jahre 1942, als britische Truppen in Ägypten
stationiert sind und die deutsche Armee anrückt. Inmitten der unsicheren
Situation kämpft ein Junge trotz zahlreicher Rückschläge um
seinen Traum von einer Schauspielerkarriere. Der erste Teil von Chahines Alexandria-Trilogie,
1978 bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet, ist eine
faszinierende Collage skurriler Begebenheiten und zeitgeschichtlicher
Ereignisse, mit dem der Regisseur seinen Ruf als einer der bedeutendsten arabischenFilmemacher
begründete.