Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr) Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs, donnerstags, in einer Wiederholungsvorstellung samstags sowie einer monatlichen Stummfilmvorführung freitags lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
Kinotermine im März
Di 3.3. 18.00 Uhr
FAUST
BRD 1960, R: Peter Gorski, Da: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg, Elisabeth
Flickenschildt, 128 min
Einführung: Marius Hartung
Begleitend zur Ausstellung Liselotte Strelow im Historischen Museum Frankfurt
präsentiert unser Kino Faust (1960), Peter Gorskis filmische Adaption von Gustaf
Gründgens’ klassischer Inszenierung des Faust am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
Der Regisseur versuchte, gezielt filmische Stilmittel (Wechsel der Perspektive,
assoziative Zwischenschnitte) einzusetzen, um sich von einer reinen Abfilmung
der Inszenierung zu lösen. Der alternde Wissenschaftler Faust ist verzweifelt
auf der Suche nach Wissen und Erkenntnis, jedoch ohne Erfolg. Um dieser Unwissenheit
zu entkommen, wagt er das Äußerste: Er verbündet sich mit dem Teufel. Mephisto,
verkörpert von Gustaf Gründgens, bietet ihm zunächst ewige Jugend an, die Faust
in vollen Zügen genießt, vor allem, um das reine Gretchen zu verführen.
Mi 4.3. 18.00 Uhr | Sa 21.3. 17.30 Uhr
THE ELEPHANT MAN Der Elefantenmensch
GB/USA 1980, R: David Lynch, Da: John Hurt, Anthony Hopkins, Anne Bancroft,
124 min DF
Einführung am 4.3.: Tim Heptner
Im viktorianischen England sieht der Arzt Frederick Treves (Anthony Hopkins)
während einer Freak-Show den jungen John Merrick. Wegen einer unheilbaren Nervenkrankheit
war Merricks Gesicht schon seit dessen Kindheit durch Geschwülste verunstaltet,
weshalb er auch The Elephant Man (Der Elefantenmensch, 1980) genannt wird.
Treves nimmt sich seiner an und entdeckt in dem Erniedrigten einen gebildeten,
lebenshungrigen Menschen. David Lynch gestaltete die Geschichte einer wahren
Begebenheit zu einer Studie der Humanität und Hilfsbereitschaft, die ihr visuelles
Gruselpotenzial nie zum Selbstzweck einsetzt. Produziert wurde der brillant
fotografierte Film von Mel Brooks, der aber aus Vermarktungsgründen anonym
blieb.
Do 5.3. 18.00 Uhr
LE PLAISIR
Frankreich 1952, R: Max Ophüls, Da: Claude Dauphin, Jean Galland, 97 min OmeU
Mit LE PLAISIR (1950) verfilmte Max Ophüls drei Novellen von Guy de Maupassant,
die alle die Lust zum Gegenstand haben. In der ersten Geschichte versteckt
ein Mann sein wahres Alter hinter einer Maske, der nächste längste Teil verfolgt
liebevoll und mit Humor die Fahrt der Bordellbesitzerin Tellier und ihrer Mädchen
zu einer Beerdigung, während in der dritten Episode ein Modell auf fatale Weise
versucht, einen Maler für sich zu gewinnen. Der Film, eines der Lieblingswerke
von Stanley Kubrick, beweist eindrucksvoll das Ophüls’sche Gespür für Präzision,
Gesten und subtile Dialoge und besticht durch die grandiose Inszenierung.
Sa 7.3. 18.00 Uhr | Di 10.3.18.00 Uhr
KORCZAK
Polen/D/GB 1990, R: Andrzej Wajda, Da: Wojciech Pszoniak, Ewa Dalkowska, 115
min DF
In Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft zeigt unser Kino KORCZAK
(1990) von Andrzej Wajda, der darin den Leidensweg des polnisch-jüdischen Kinderarztes,
Schriftstellers und Pädagogen Janusz Korczak schildert. Korczak eröffnet ein
jüdisches Waisenhaus, in dem er die Kinder zu Gerechtigkeit, Brüderlichkeit
und Toleranz erzieht. Auch während der Besetzung Warschaus durch die Nationalsozialisten
findet er Kraft zur literarischen Tätigkeit und hält seine Eindrücke in einem
Tagebuch fest. Als die Deportation der über 200 Kinder angeordnet wird, besteht
er darauf, sie bis zum Schluss zu begleiten.
Die dokumentarisch anmutenden Bilder wurden mit realen Aufnahmen aus der Schreckenszeit
der Besetzung unterlegt – Wajda gelang es so, ein umfassendes und authentisches
Bild der Person Korczak zu vermitteln.
Mi
11.3. 18.00 Uhr
THE SEVENTH CROSS Das Siebte Kreuz
USA 1944, R: Fred Zinnemann, Da: Spencer Tracy, Signe Hasso, 110 min OF
Nur zwei Jahre nach dem Erscheinen von Anna Seghers berühmtem Roman drehte
Fred Zinnemann mit The Seventh Cross (Das Siebte Kreuz, 1944) eine sehr werkgetreue
Verfilmung der literarischen Vorlage. Dank seiner genauen Figurenzeichnung
und der authentischen Wiedergabe des Milieus unterscheidet sich The Seventh
Cross deutlich von anderen amerikanischen antifaschistischen Filmen der Zeit.
Sieben Häftlingen gelingt 1936 die Flucht aus einem Konzentrationslager. Der
Kommandant des Lagers schwört, jeden einzelnen der Entflohenen zu fangen und
sie an sieben aufgestellte Kreuze zu binden. Im Mittelpunkt der Handlung steht
die Flucht des politischen Aktivisten Georg Heisler (Spencer Tracy), die durch
die Menschlichkeit einiger weniger ermöglicht wird.
Do 12.3. 18.00 Uhr
FRENZY
USA 1972, R: Alfred Hitchcock, Da: Jon Finch, Barry Foster, 116 min
Einführung: Martin Urban
Frenzy (1971) war die erste Produktion, die Meisterregisseur Alfred Hitchcock
nach über fünfzehn Jahren wieder in seiner Heimat England drehte. Wie in kaum
einem seiner Filme zuvor, prägen angelsächsische Ironie und makabere Härte
die gesamte Handlung. In London treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der Frauen
mit einer Krawatte erwürgt. Als nächstes Opfer sucht er sich die Ex-Frau seines
besten Freundes aus, der daraufhin verhaftet wird und ins Gefängnis kommt.
Als er durch einen Trick entfliehen kann, will er den wahren Mörder entlarven.
Hitchcocks legendärer Cameo-Auftritt findet ganz zu Beginn in einer Massenszene
statt.
Fr 20.3. 20.30 Uhr
DIE BÜCHSE DER PANDORA
D 1929, R: G.W. Pabst, Da: Louise Brooks, Fritz Kortner, 133 min, ital. ZT
mit dt. Ü, restaurierte Fassung
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Mit DIE BÜCHSE DER PANDORA (1929) zeigen wir nach DER SCHATZ einen weiteren
Stummfilmklassiker Georg Wilhelm Pabsts. In dieser freien Bearbeitung der Lulu-Stücke
Frank Wedekinds verführt die wunderschöne, dämonisch-verführerische Lulu (Louise
Brooks) nacheinander mehrere, gutsituierte Männer und wird ihnen zum Verhängnis.
Pabsts Werk besticht durch die psychologische Nuancierung der Charaktere und
das intensive Spiel der Darsteller. In ihren Memoiren erinnerte sich Brooks,
der Marlene Dietrich fast die Rolle der Lulu weggeschnappt hätte, an die Dreharbeiten:
„Ich verehrte Pabst, weil sein wahrheitsgetreues Bild dieser Welt der Lust
es mir erlaubte, die Lulu natürlich zu spielen.”
Di 24.3. 18.00 Uhr | Gérard Depardieu
MON ONCLE D’AMERIQUE Mein Onkel aus Amerika
F 1980, R: Alain Resnais, Da: Gérard Depardieu, Nicole Garcia, 125 min OmeU
Alain Resnais’ MON ONCLE D‘AMÉRIQUE (1980) verknüpft drei Schicksale zu einem
kunstvollen, fantasievollen Ganzen. Jeder Charakter stellt ein bestimmtes Muster
aus der Verhaltensforschung dar und wird dem jeweils anderen dialektisch gegenübergestellt.
Ein Nachrichtenredakteur verliert seinen Posten und versucht sich als Schriftsteller
und Medienpolitiker; seine Geliebte arbeitet als Schauspielerin; der ehrgeizige
Sohn einer Bauernfamilie (Gérard Depardieu) droht als Leiter einer Fabrik zu
scheitern. Das Drehbuch erhielt eine Oscar-Nominierung, während der Film unter
anderem mit dem Großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet wurde.
Mi 25.3. 18.00 Uhr | Sa 28.3. 18.00 Uhr
WITNESS FOR THE PROSECUTION Zeugin der Anklage
USA 1957, R: Billy Wilder, Da: Marlene Dietrich, Tyrone Power, Charles Laughton,
116 min DF
Einführung am 25.3.: Petra Kappler
Alfred Hitchcock sagte einmal: „Oft haben mir Leute erzählt, wie sehr sie WITNESS
FOR THE PROSECUTION (Zeugin der Anklage, 1957) genossen hätten. Sie dachten,
das sei mein Film und nicht der von Billy Wilder.” Tatsächlich bewies der aus
Deutschland nach Hollywood emigrierte Wilder mit diesem courtroom drama nach
einem Bühnenstück von Agatha Christie abermals seine inszenatorische Meisterschaft,
indem er höchste Spannung mit teils feinem, teils skurrilem Humor durchsetzte.
Ein renommierter Anwalt (Charles Laughton) verteidigt einen des Mordes Angeklagten
(Tyrone Power). Dessen einziges Alibi ist die Aussage seiner Frau (Marlene
Dietrich), die sich aber im Verlauf des Prozesses von ihm abzuwenden scheint.
Do 26.3. 18.00 Uhr
BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID
USA 1969, R: George Roy Hill, Da: Paul Newman, Robert Redford, 110 min DF,
Einführung: Felix Fischl
George Roy Hills BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID (1969) schildert die Flucht
der Banditen Cassidy (Paul Newman) und Sundance (Robert Redford), die nach
einem Eisenbahnüberfall gejagt werden. Mit einer Freundin (Katharine Ross)
können sie nach Bolivien entkommen, wo sie abermals das Gesetz brechen und
Banken überfallen. Höhepunkt von Hills humorvoll inszeniertem und hervorragend
fotografiertem Film ist eine fast halbstündige Verfolgungsjagd. Burt Bacharachs
inzwischen legendäre Komposition Raindrops Keep Falling On My Head wurde mit
einem von insgesamt vier Oscars ausgezeichnet.
DER JUNGE TÖRLESS
BRD/Frankreich 1966, R: Volker Schlöndorff, Da: Mathieu Carrière, Marian Seidowsky, 87 min
Einführung: Beate Dannhorn
Zum 70. Geburtstag von Volker Schlöndorff präsentieren wir seinen Debütfilm DER JUNGE TÖRLESS (1966), der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde und den ersten auch internationalen Erfolg für den jungen deutschen Film bedeutete.
Die Adaption einer Erzählung von Robert Musil spielt in einem Jungeninternat an der österreichisch-ungarischen Grenze, in dem Heranwachsende aus wohlhabenden Familien untergebracht sind. Langeweile und pubertärsexuelle Antriebe sowie Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse führen zur Misshandlung eines Außenseiters, während der zwischen Neugier und Ablehnung der Taten hin- und hergerissene Törless (Mathieu Carrière) zum Mittäter wird. Genau, sorgfältig und handwerklich gekonnt werden die klaustrophobische Atmosphäre des Internats und die Psychologie der Charaktere wiedergegeben. Im April und Mai folgt neben einer Volker Schlöndorff gewidmeten Werkschau eine Carte Blanche, in der er für ihn wichtige Filme präsentiert.
Zur Filmreihe "KLASSIKER & RARITÄTEN"