Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr) Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs, donnerstags, in einer Wiederholungsvorstellung samstags sowie einer monatlichen Stummfilmvorführung freitags lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
Filme im August
Sa 1.8. 18.00 Uhr
IN COLD BLOOD Kaltblütig
USA 1968, R: Richard Brooks, Da: Robert Blake, Scott Wilson, John Forsythe, 134 min OF
IN COLD BLOOD (Kaltblütig, 1968), Richard Brooks’ Verfilmung des gleichnamigen und aufsehenerregenden Tatsachenromans von Truman Capote, ist der Versuch einer nüchternen, authentischen und schonungslosen Rekonstruktion eines Verbrechens: Am 15. November 1959 ermorden die beiden Jugendlichen Perry Smith und Richard Hickock eine vierköpfige Farmerfamilie im amerikanischen Kansas. Kurz darauf werden sie verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ebenso wie Capote in der literarischen Vorlage bemüht sich auch Brooks durch eine realistische Schilderung, die Beschreibung der Vorgeschichte und der Folgen um eine Erklärung der Tatmotivation – und zeigt zugleich die Sinnlosigkeit der Todesstrafe auf.
Di 4.8. 18.00 Uhr
ABSOLUTE GIGANTEN
DE 1999, R: Sebastian Schipper, Da: Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot jr., 80 min
Einführung: Stefanie Plappert
Sebastian Schippers Regiedebüt Absolute Giganten (1999) schildert die Nacht der Nächte im Leben der seit Jahren unzertrennlichen drei Hamburger Freunde Floyd (Frank Giering), Ricco (Florian Lukas) und Walter (Antoine Monot Jr.), denn am nächsten Morgen wird Floyd die Stadt verlassen. Ihre letzte Nacht muss es in sich haben, sie soll etwas ganz Besonderes sein, groß und unvergesslich. So ziehen sie durch Kneipen, Straßen und Clubs. Hin- und hergerissen zwischen der Melancholie des Abschieds und der Euphorie für die letzten gemeinsamen Stunden erleben sie noch einmal sämtliche Höhen und Tiefen ihrer Freundschaft. In eindrücklichen Bildern und unterlegt mit einem großartigen Soundtrack erzählt Schipper vom Jungsein – und drehte einen der besten deutschen Filme der letzten Jahre.
Mi 5.8. 18.00 Uhr | Zu Tisch! Kino kulinarisch
LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE Der diskrete Charme der Bourgeoisie
FR/IT/ES 1973, R: Luis Buñuel, Da: Fernando Rey, Paul Frankeur, Delphine Seyrig, Bulle Ogier, 102 min OmU
In vielen Filmen Luis Buñuels wird das rituelle Moment des Essens in seiner bürgerlichen Verklemmtheit mit surrealen Mitteln ad absurdum geführt, am nachhaltigsten wohl in Le Charme discret de la bourgoisie (Der diskrete Charme der Bourgeoisie, 1972). Gezeigt werden die Versuche von sechs Angehörigen der Bourgeoisie, sich zu einem gemeinsamen Abendessen zu treffen, was aber immer wieder an unvorhergesehenen und unglaublichen Umständen scheitert. Genauso wichtig wie die Haupthandlung sind die zahlreichen Nebenepisoden und Abschweifungen des Films, die in eine von der Rationalität des Realen befreite Welt des Traumes entführen.
WHAT IS A MINUTE, LUMIERE? DE 2009, R: Felix Lenz, 48 min
SPERRMÜLL DE 1997, R: Felix Lenz, Lutz Keßler, Annie Friedman u.a., 8 min
U-BAHNANSICHTEN DE 2006, R: Ulrike Emmer, 10 min
Zu Gast: Felix Lenz und Ulrike Emmer
WHAT IS A MINUTE, LUMIÈRE? (2009) von Felix Lenz zeigt 24 Stunden Frankfurt in 48 einminütigen Einstellungen, die jeweils der Tageszeit entsprechende Alltagsvorgänge sichtbar machen. Stadtsinfonie und Bildauffassung der Lumières werden miteinander verbunden, und der expressive Soundtrack von Michael Bölter lässt auch Musikliebhaber nicht zu kurz kommen. Der von der Hessischen Filmförderung und der Stadt Frankfurt finanzierte Film ist eine Erstaufführung. Zwei weitere Frankfurt-Filme ergänzen das Programm: Der Kurzspielfilm SPERRMÜLL (1997) folgt einen Tag lang den Metamorphosen rund um einen Sperrmüllhaufen. Und der Filmessay U-BAHNANSICHTEN (2005/06) von Ulrike Emmer spielt mit Choreographien von Abfahrt und Ankunft im unterirdischen Frankfurt und spürt dabei den Stimmungen unter den Fahrgästen nach.
Do 6.8. 18.00 Uhr | Sa 8.8. 18.00 Uhr
MEPHISTO
HU/DE 1981, R: István Szabó, Da: Klaus Maria Brandauer, Rolf Hoppe, Krystyna Janda, 145 min Dt.OF
Nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann, der darin seinen Schwager Gustaf Gründgens porträtierte, schildert István Szabó in seinem Oscar-prämierten Meisterwerk MEPHISTO (1981) den Aufstieg des opportunistischen Theaterschauspielers Hendrik Höfgen (herausragend: Klaus Maria Brandauer) vom Provinzmimen zum Intendanten der Berliner Staatsschauspiele in der Zeit des Nationalsozialismus. Szabós psychologisch differenzierter Film zeigt die Motive, die einen Menschen dazu bringen können, sich mit dem Bösen einzulassen, in der Figur von Höfgen, der zu spät erkennt, dass er seine Überzeugungen dem Erfolg und der Karriere geopfert hat.
Die Cinemateca Brasileira präsentiert:
Fr 7.8. 20.30 Uhr | Stadtsinfonien
SÃO PAULO, A SYMPHONIA DA METRÓPOLE
Brasilien 1929, R: Rodolpho Rex Lustig, Adalberto Kemeny, Dokumentarfilm, 80 min OmÜ
Einführung: Chris Dähne, Klavierbegleitung: Ulrich Rügner
Als eine der ganz wichtigen filmischen Stadtsinfonien der zwanziger Jahre gilt SÃO PAULO, A SYMPHONIA DA METRÓPOLE (São Paulo, die Symphonie der Metropole, 1929) von Rodolpho Rex Lustig und Adalberto Kemeny. Beeinflusst von Cavalcanti und Ruttmann, zeigen die beiden jungen Immigranten in beeindruckenden Aufnahmen die sich dynamisch entwickelnde Großstadt São Paulo in den Jahren 1927 bis 1929 und montieren ihre Bilder zu einem Hymnus auf die moderne Stadt und die neue Welt. Auch ihr Film ist chronologisch organisiert, ordnet das Material also zu einem fiktiven Tagesablauf vom frühen Morgen bis späten Abend und bündelt es dabei zu einzelnen thematischen Kapiteln.
Di 11.8. 18.00 Uhr | Sa 15.8. 18.00 Uhr
THE PIANO Das Piano
AUS/Neuseeland/FR 1993, R: Jane Campion, Da: Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill, 121 min OmU
Einführung: Beate Dannhorn (11.8.)
Mitte des 19. Jahrhunderts: Die verwitwete und stumme Ada (Holly Hunter) wird mit ihrer kleinen Tochter Flora am Strand von Neuseeland abgesetzt, um eine im puritanischen England arrangierte Ehe mit einem ihr völlig fremden Mann einzugehen. Der wichtigste Gegenstand im Leben der scheuen und verschlossenen Ada ist ein Piano, das sie aus Europa mitgebracht hat. Doch ihr neuer Gatte Stewart (Sam Neill) verkauft das Instrument an seinen Nachbarn, den Analphabeten Baines (Harvey Keitel). THE PIANO (Das Piano, 1993), das vielfach preisgekrönte Liebesdrama der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion, besticht nicht zuletzt durch seine poetischen Bilder und die eindrucksvolle Musik von Michael Nyman.
Mi 12.8. 18.00 Uhr | Screening India
BAAZI Glücksspiel
Indien 1951, R: Guru Dutt, Da: Dev Anand, Geeta Bali, 143 min Hindi OmeU
In BAAZI (Glücksspiel, 1951), Dutts erste Regiearbeit, die 2003 bei unserer Guru-Dutt-Retrospektive fehlte, ist Dev Anand als kleiner Spieler zu sehen, der sich mit dem zwielichtigen Besitzer des Star Club einlassen muss, um die medizinische Behandlung seiner Schwester bezahlen zu können. Mit dem visuellen Stil und seiner Zeichnung des Unterweltmilieus zeigt sich Baazi deutlich von den amerikanischen Films noirs der 1940er Jahre beeinflusst.
Do 13.8. 18.00 Uhr | Stadtsinfonien
DIE STADT DER MILLIONEN. EIN LEBENSBILD BERLINS
DE 1925, R: Adolf Trotz, Dokumentarfilm, 83 min
Klavierbegleitung: Ulrich Rügner
DIE STADT DER MILLIONEN. EIN LEBENSBILD BERLINS (1925) von Adolf Trotz war der erste programmfüllende Kulturfilm der Ufa über Berlin. Unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel, auch von Trickaufnahmen und Spielfilmteilen, in denen historische Szenen nachgestellt werden, zeichnet er ein Gesamtbild der Millionenstadt Berlin und kann so als ein wichtiger Vorläufer der Stadtsinfonien angesehen werden, welcher in einigem sicher auch Ruttmanns Berlin beeinflusst hat.
Di 18.8. 18.00 Uhr | Screening India
TAMAS Dunkelheit
Indien 1987, R: Govind Nihalani Da: Om Puri, Deepa Sahi, 297 min Hindi OmeU
Nach einem Roman von Bhisham Sahni drehte Govind Nihalani sein Epos TAMAS (Dunkelheit, 1987), welches zuerst als Sechsteiler im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Handlung spielt 1947 im Punjab und schildert, wie die Familie des „Unberührbaren“ Nathu von der Teilung betroffen wird: Nathu, Chamar (Gerber) von Beruf, wird eines Tages in die Konflikte verwickelt, als man ein von ihm verkauftes Schwein tot auf den Stufen einer Moschee findet. Muslimische und hinduistische Fanatiker heizen sofort die Situation an. Nihalani zeigt nicht nur die Machenschaften der Hintermänner und die daraus resultierenden Gewalttaten, sondern auch die Hilfsbereitschaft einzelner Menschen über alle Unterschiede hinweg.
Mi 19.8. 18.00 Uhr
ON CONNAIT LA CHANSON Das Leben ist ein Chanson
FR 1998, R: Alain Resnais, Da: Sabine Azéma, Jean-Pierre Bacri, André Dussollier, Agnès Jaoui, 120 min, OmU
Einführung: Nadja Rademacher
Alain Resnais' leichte musikalische Komödie ON CONNAÎT LA CHANSON (Das Leben ist ein Chanson, 1997) war im Jahr seines Erscheinens das Kinoereignis in Frankreich, wurde mit sieben Césars und bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Nach einem Drehbuch von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri – die auch zwei der Hauptrollen spielen – erzählt der Film von den amouröse Wirren und Zwängen einiger betuchter Pariser. Unversehens geraten die wunderbaren und spielfreudigen Darsteller (darunter André Dussollier, Sabine Azéma und Jane Birkin) ins „singen“, intonieren lippensynchron einige Takte aus bekannten Chansons und Schlagern und kommentieren so das Geschehen – ein Tribut an Dennis Potter, dem Meister des Anti-Musicals.
Do 20.8. 17.30 Uhr | Sa 22.8. 17.00 Uhr
APOCALYPSE NOW REDUX
USA 1979/2001, R: Francis Ford, Coppola, Da: Martin Sheen, Marlon Brando, 203 min OmU
Einführung: Patrick Seyboth (20.8.)
Während des Vietnam-Kriegs erhält Special-Agent Captain Willard (Martin Sheen) den Befehl für eine waghalsige Mission: Er soll gemeinsam mit einer Handvoll Soldaten eine Flussreise in Richtung Kambodscha unternehmen, um dort Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando) aufzuspüren und zu liquidieren. Kurtz, ein hochdekorierter Elitesoldat, hat sich mit seiner Einheit tief im Dschungel verschanzt und widersetzt sich trotzig der Armeeführung. Die Fahrt mit dem Patrouillenboot ins Landesinnere nimmt zunehmend irreale, albtraumhafte Züge an und konfrontiert Willard und seine Leute mit dem Schrecken und der Absurdität des Krieges. Francis Ford Coppola drehte APOCALYPSE NOW REDUX (1979/2001) frei nach Motiven von Joseph Conrads Roman Das Herz der Finsternis. 2001, über 20 Jahre nach der Uraufführung, erweiterte Coppola sein vielfach ausgezeichnetes Vietnam-Drama um zusätzliche 49 Minuten.
Di 25.8. 18.00 Uhr
TEMPO
AT 1996, R: Stefan Ruzowitzky, Da: Xaver Hutter, Simon Schwarz, Dani Levy, Nicolette Krebitz, 90 min
Stefan Ruzowitzkys Debütfilm TEMPO (1996) erzählt von dem 18-jährigen Jojo (Xaver Hutter), der aus der niederösterreichischen Provinz in das pulsierende Wien flieht und sich dort als Fahrradkurier durchschlägt. Immer auf der Suche nach Spaß, Liebe und guten Raves versüßt er sich seinen eintönigen Alltag mit aufregenden und skurrilen Tagträumen. Als ihn der mysteriöse Bernd (Dani Levy) beauftragt, vermeintliche Liebesbriefe an die ebenso geheimnisvolle Clarissa (Nicolette Krebitz) auszuliefern, verschmelzen Fantasie und Wirklichkeit miteinander, und Jojo wird zum Spielball in einer gefährlichen Dreiecksbeziehung. In rasanten Bildern, unterlegt mit schneller Musik und mit staccatoartigen Schnitten fängt Rutzowitzky gekonnt das Lebensgefühl der Techno-Generation der 1990er Jahre ein.
Mi 26.8. 18.00 Uhr | Sa 29.8. 22.30 Uhr | Museumsuferfest
NORTH BY NORTHWEST Der unsichtbare Dritte
USA 1959, R: Alfred Hitchcock, Da: Cary Grant, Eva Maria Saint, James Mason, 136 min OmU
Einführung: Felix Fischl (26.8.)
Irrtümlich für einen Spion gehalten, gerät der harmlose New Yorker Werbefachmann Roger Thornholl (Cary Grant) zwischen die Fronten rivalisierender Geheimdienste. Fortan benutzt der CIA seine Ahnungslosigkeit, um die Gegenseite auf eine falsche Spur zu locken – der Beginn einer Verfolgungsjagd, die quer durch den amerikanischen Kontinent führt, wobei Thornhill dabei unfreiwillig zum Helden wird. Alfred Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST (Der unsichtbare Dritte, 1959) ist ein perfektes und originelles Verwirrspiel um Agenten und falsche Identitäten, dessen hintergründiger Humor viel zu selten gewürdigt wurde.
Do 27.8. 18.00 Uhr
BAD LIEUTENANT
USA 1993, R: Abel Ferrara, Da: Harvey Keitel , Victor Argo, Frankie Thorn, 96 min OmU
Einführung: Stefan Adrian
Ein drogensüchtiger und korrupter Lieutenant der New Yorker Polizei (Harvey Keitel) wird von seinen Wettschulden erdrückt. Retten kann ihn nur eine Belohnung von 50.000 Dollar, die sowohl von der Kirche als auch von der Mafia auf zwei Vergewaltiger ausgesetzt worden ist, die eine Nonne in ihrer Kirche in Spanish Harlem brutal geschändet haben. Doch die Fahndung des Lieutenants nach den Tätern wird bald zur Suche nach seiner eigenen Erlösung. BAD LIEUTENANT (1993), Abel Ferraras unerbittlich harte und kompromisslose Studie eines existenziellen Chaos, besticht durch die in jeder Hinsicht konsequente Inszenierung und die radikale und beeindruckende Darstellung Harvey Keitels.
Zur Filmreihe "KLASSIKER & RARITÄTEN"