Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr) Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs, donnerstags, in einer Wiederholungsvorstellung samstags sowie einer monatlichen Stummfilmvorführung freitags lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
Kinotermine im Oktober
Do 1.10. 18.00 Uhr | Zu Tisch! Kino kulinarisch
WHO IS KILLING THE GREAT CHEFS OF EUROPE? Die Schlemmerorgie
USA/IT/FR/BRD 1978, R: Ted Kotcheff, Da: George Segal, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, 112 min OmU
Einführung: Dennis Stoermer
Auf etwas zahmere, aber nicht minder sarkastische Weise unterhält WHO IS KILLING THE GREAT CHEFS OF EUROPE? (Die Schlemmerorgie, 1978), Ted Kotcheffs wortspielreiche Parodie auf die Spitzengastronomie. Der fettleibige Herausgeber eines bekannten Gourmetmagazins erhält den Auftrag, ein Bankett für die britische Königin vorzubereiten. Dazu lädt er die besten europäischen Küchenchefs nach London, darunter auch die Konditorin Natasha (Jacqueline Bisset). Doch kaum sind die Starköche eingetroffen, kommt einer nach dem anderen auf äußerst seltsame Weise ums Leben. Natashas Ex-Ehemann, ein Fastfoodunternehmer, geht den Morden nach.
Sa 3.10. 18.00 Uhr | Mary Ellen Bute
MARY ELLEN BUTE DOCUMENTARY – A WORK IN PROGRESS USA, R: Kit Basquin, Cecile Starr, Larry Mollot, 13 min / RHYTHM IN LIGHT USA 1934, 5 min / SYNCHROMY NO. 2 USA 1935, 5 min / DADA USA 1936, 3 min / PARABOLA USA 1937, 9 min / ESCAPE USA 1937, 5 min / SPOOK SPORT (with Animation by Norman McLaren) USA 1939, 8 min / TARANTELLA USA 1940, 5 min / POLKA GRAPH FUN WITH MUSIC USA 1947, 5 min / COLOR RHAPSODY USA 1948, 6 min / IMAGINATION USA 1957, 3 min / NEW SENSATIONS IN SOUND USA 1949, 3 min / ABSTRONIC USA 1952, 7 min / MOOD CONTRASTS USA 1953, 7 min
Vorgestellt von Cindy Keefer (Center for Visual Music, Los Angeles)
Mary Ellen Bute program provided by Center for Visual Music in association with Cecile Starr and the Women’s Independent Film Exchange.
Mary Ellen Bute gehörte in den 1930er Jahren zu den Pionierinnen des abstrakten Films in den USA und in den Fünfzigern zu den ersten Filmemacherinnen, die sich mit visueller Musik und elektronischer Kunst beschäftigten. Zwischen den 1930er und 1950er Jahren produzierte sie über ein Duzend kurzer Filme, in denen sie die Übertragung musikalischer Kompositionsprinzipien auf die Gestaltung visuellen Materials erforschte, verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung von Bild und Ton erprobte und die sie, wie Oskar Fischinger, mit klassischer Musik von Komponisten wie Bach, Liszt, Saint-Saens oder Shostakovich vertonte. „Wir brauchen eineneue kinetische, visuelle Form der Kunst – eine, die Klänge, Farben und Formen vereint. Wir können eine mathematische Formel nehmen und eine genau synchronisierte Komposition entwickeln – die Klänge und Farben folgen einer chromatischen Skala. Oder wir nehmen zwei Themen, visuell und auditiv, und entwickeln sie hin und wieder als Kontrapunkte”, erklärte Mary Ellen Bute einst ihr Schaffen.
Di 6.10. 18.00 Uhr | Nina Hoss
DER VULKAN
DE/FR 1999, R: Ottokar Runze, Da: Nina Hoss, Christian Nickel, 103 min
In der Verfilmung des autobiografisch gefärbten Romans von Klaus Mann DER VULKAN (1999) steht die Kabarettistin Marion von Kammerer im Vordergrund, mit Eleganz und Courage verkörpert von Nina Hoss. Von Kammerer flieht über die Schweiz in das Paris der dreißiger Jahre, wo verschiedene Schicksale, politische und künstlerische Energien aufeinander treffen. Dort beteiligt sie sich gemeinsam mit dem homosexuellen Schriftsteller Martin Korella am Aufbau eines antifaschistischen Radiosenders und tritt nebenher in dem Lokal der Berliner Wirtin „Mutter Schwalbe” auf. Während für Marion die Emigration eine Herausforderung darstellt, zerbricht der junge Dichter zusehends.
Mi 7.10. 18.00 Uhr | Sa 10.10. 18.00 Uhr
TŌKYŌ MONOGATARI Die Reise nach Tokio
Japan 1953, R: Ozu Yasujiro¯, Da: Ryu Chishu, Higashiyama Chieko,136 min OmU
Einführung: Felix Fischl (7.10.)
Ein älteres Ehepaar kommt aus der Provinz nach Tokyo, um ihre dort lebenden Kinder und Enkelkinder zu besuchen. Doch diese haben kaum Zeit für die Gäste, und schnell wird klar, dass sich die Generationen auseinandergelebt haben. Die Reise zurück in das Heimatdorf wird zu einer Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Einsamkeit. TŌKYŌ MONOGATARI (Die Reise nach Tokyo, 1953), oft als einer der schönsten Filme über familiäre Beziehungen bezeichnet, steht beispielhaft für Ozu Yasujirus Regiestil, mit dem er auch das internationale Kino beeinflusste.
Do 8.10. 18.00 Uhr | Zu Tisch! Kino kulinarisch
LA GRANDE BOUFFE Das große Fressen
FR/IT 1973, R: Marco Ferreri, Da: Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, Ugo Tognazzi, 130 min OmU
Wohl nie zuvor und nie wieder danach war ein Film über das Essen so skandalträchtig wie Marco Ferreris LA GRANDE BOUFFE (Das große Fressen, 1973). Die vor barocker Üppigkeit, volkshafter Derbheit und ästhetischer Finesse überschäumende Allegorie auf den Konsum sprengte die bisherigen Sehgewohnheiten. In seiner gewohnten Radikalität der Handlung erzählt er von vier wohlsituierten Männern (unter anderem Marcello Mastroianni und Michel Piccoli), die an einem Wochenende im Spätherbst beschließen, in einem prächtigen Stadthaus durch haltloses Fressen Selbstmord zu begehen.
Fr 9.10. 20.30 Uhr
MICHAEL
DE 1924, R: Carl Theodor Dreyer, Da: Walter Slezak, Benjamin Christensen, 90 min
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Mitte der 1920er Jahre drehte Carl Theodor Dreyer, damals noch am Anfang seiner Regiekarriere, in Deutschland für die UFA. An MICHAEL (1924), einer Künstlerstudie nach der Vorlage des Dänen Hermann Bang, wirkte das who’s who der Produktionsfirma mit: Thea von Harbou zeichnete als Drehbuchautorin, Karl Freund und Rudolph Maté für die Kamera und Hugo Häring für die Bauten verantwortlich. Der junge Künstler Michael wird von dem reichen, betagten Zoret gefördert, der sich von seinem Schützling angezogen fühlt. Doch dann verliebt dieser sich in eine Prinzessin und verlässt und verrät seinen Förderer.
Di 13.10. 18.00 Uhr | Fokus: China
WANJIA DENGHUO Myriads of Light
China 1948, R: Shen Fu, Da: Lan Ma, Shangguan Yunzhu, Wu Yin, 110 min OmeU
Die besten chinesischen Filme der Nachkriegszeit waren von einem kritischen Realismus geprägt, so auch WANJIA DENGHUO (Myriads of Light, 1948) von Shen Fu. Die Handlung spielt im Shanghai Ende der 1940er Jahre und beleuchtet das Leben einer Familie: Der Ehemann ist ein kleiner Angestellter mit geringem Gehalt, von dem er nur mit Mühe Frau und Kind ernähren kann. Die familiären Probleme spitzen sich zu, als seine Mutter, sein Bruder und seine Schwägerin vom Land zu ihnen ziehen. Auf diese Weise thematisiert der Film nicht nur die Zeit der Wirtschaftskrisen, sondern auch den Kontrast von Stadt und Land, Tradition und Moderne.
Mi 14.10. 18.00 Uhr | Sa 17.10. 18.00 Uhr | Zu Tisch! Kino kulinarisch
L’AILE OU LA CUISSE Brust oder Keule
FR 1976, R: Claude Zidi, Da: Louis de Funès, Coluche, 104 min OmU
Einer seiner hierzulande bekanntesten Rollen übernahm der französische Meisterkomiker Louis de Funès in L’AILE OU LA CUISSE (Brust oder Keule, 1976) von Claude Zidi, einer der ersten Fastfood-kritischen Filme überhaupt. Als Herausgeber des wichtigsten Gaststättenführers Frankreichs stattet Charles Duchemin großen und kleinen Restaurants Visiten ab und überprüft die Qualität der Küche auf skurrilste und witzigste Art. Doch wegen eines rachsüchtigen Restaurantbesitzers verliert der Gourmet seinen Geschmackssinn – gerade, als das mit Spannung erwartete Fernsehduell mit seinem schärfsten Rivalen, dem Fertiggerichthersteller Tricatel, bevorsteht.
Do 15.10. 18.00 Uhr | Fokus China
BENMING NIAN Black Snow
VR China 1989, R: Xie Fei, Da: Jiang Wen, Cheng Lin, Yue Hong, 107 min OmeU
Nach Verbüßung einer zweijährigen Strafe wird der gutmütige Li Huiquan aus der Haft entlassen und kehrt in seine Heimatstadt zurück. Seine Mutter und seine Freunde von früher sind entweder tot oder verschwunden, und er fühlt sich einsam und von allen missachtet. Da er zudem als ehemaliger Sträfling keine reguläre Arbeit findet, wird er Straßenverkäufer. BENMING NIAN (Black Snow, 1989) ist das kritische Porträt einer Gesellschaft im Übergang, die ihrer alten Werte verlustig zu gehen droht. Durch die Art der Fotografie und Ausleuchtung gelingt es Regisseur Xie Fei, Lis Entfremdung in einer als abweisend empfundenen Umgebung für den Zuschauer spürbar zu machen. BENMING NIAN lief mit großem Erfolg als chinesischer Beitrag auf der Berlinale 1990.
Di 20.10. 18.00 Uhr | Fokus: China
XIAOCHENG ZHI CHUN Spring in a Small Town
China 1948, R: Fei Mu, Da: Wei Wei, Shi Yu, Li Wei 85 min OmU
Fei Mus XIAOCHENG ZHI CHUN (Spring in a Small Town, 1948) wurde erst in den 1980er Jahren als eines der Meisterwerke des chinesischen Kinos wiederentdeckt. Ein Arzt kommt in eine Kleinstadt, um einen Jugendfreund zu besuchen, und muss dabei entdecken, dass die vernachlässigte Ehefrau des Freundes niemand anderes ist alsseine einstige Verlobte. So beginnt sich in den folgenden zehn Tagen ein von Melancholie überschattetes Dreiecksverhältnis zu entwickeln, dem in der Gesellschaft der vierziger Jahre von vornherein jede Erfüllung versagt bleiben muss. Formal ist der Film ein intimes Kammerspiel, in dem der Sinngehalt der Szenen nicht durch Dialoge, sondern durch Blicke und Bildkompositionen vermittelt wird.
Mi 21.10. 17.45 Uhr | Wunschfilm freunde des deutschen filmmuseums
DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE
DE 1997, R: Wolfgang Becker, Da: Jürgen Vogel, Christiane Paul, 116 min
Einführung: Elmar Diez
Als Wunschfilm der freunde des deutschen filmmuseums zeigen wir Wolfgang Beckers Tragikomödie DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE (1997), deren programmatischer Titel durchaus auch auf die bald beginnenden Bauarbeiten in unserem Haus vorausdeutet. Der Metzgergehilfe Jan (Jürgen Vogel) wird eines Abends Zeuge einer Auseinandersetzung von zwei Zivilpolizisten mit der jungen Vera (Christiane Paul). Als er ihr beistehen will, landet er prompt im Gefängnis und verliert daraufhin auch noch seinen Job. Sie begegnen sich erneut und verlieben sich ineinander – doch die beginnende Liebesgeschichte ist alles andere als unkompliziert. Die in Berlin- Kreuzberg lebenden, episodisch auftretenden Protagonisten finden sich, verlieren sich wieder, drohen zu scheitern und besinnen sich immer wieder auf den Humor des Alltags.
Do 22.10. 18.00 Uhr | Sa 24.10. 18.00 Uhr
GOODBYE AGAIN Lieben Sie Brahms?
USA/FR 1961, R: Anatole Litvak, Da: Ingrid Bergman, Anthony Perkins, Yves Montand, 115 min DF
Die ebenso schöne wie erfolgreiche Paula (Ingrid Bergman) begegnet dem viel jüngeren Philip (Anthony Perkins), der sich rasend in sie verliebt. Ernüchtert von ihrer Beziehung mit dem notorisch untreuen Roger (Yves Montand) beginnt sie schließlich eine Affäre mit Philip. Mit GOODBYE AGAIN (Lieben Sie Brahms?, 1959) inszemierte Anatole Litvak eine der bekanntesten Verfilmungen eines Romans von Françoise Sagan, der „grande dame” der französischen Literatur, die vor fünf Jahren starb. Neben der melancholisch-ergreifenden Vorlage, wie viele von Sagans Werken ein Bestseller, ist vor allem die großartige Leistung der Schauspieler bemerkenswert.
Di 27.10. 18.00 Uhr | Aktionstag der Kommunalen Kinos / UNESCO Weltkulturerbetag
STILLES LAND
DE 1992, R: Andreas Dresen, Da: Thorsten Merten, Jeannette Arndt, 98 min
Andreas Dresens Spielfilm-Debüt STILLES LAND (1992) spielt in den bewegten Herbsttagen des Jahres 1989: Während sich die politischen Ereignisse der Wendezeit überschlagen, herrscht in der ostdeutschen Provinz noch Stille, so auch an einem Kleinstadttheater. Im Dorf Anklam soll ein junger Regisseur Warten auf Godot auf die Bühne bringen, Samuel Becketts existenzialistisches Stück wird durch die Verzögerung der Premiere immer mehr zur Metapher seiner Inszenierung und des zeitgeschichtlichen Kontextes. och bei seiner Aufführung ist die Mauer bereits gefallen.
Mi 28.10. 18.00 Uhr | Fokus: China
LINJIA PUZI The Lin Family’s Shop
VR China 1959, R: Shui Hua, Da: Xie Tian, Ma Wei, Han Tao, 83 min OmeU
LINJIA PUZI (The Lin Family‘s Shop, 1959) von Shui Hua adaptiert die gleichnamige bekannte Erzählung von Mao Dun und spielt 1931 in einer Provinzstadt. Als die Nachricht vom Einmarsch der Japaner in die Mandschurei sich verbreitet, wird zu einem Boykott japanischer Waren aufgerufen – sehr zum Verdruss des Kaufmanns Lin, der vor allem japanische Güter vertreibt. So verfällt er auf die Idee, deren Herkunft zu verschleiern. Von den Flüchtlingen, die vor dem Kriegsgeschehen fliehen, vermag er kurzzeitig zu profitieren, bis schließlich auch er sich den Ereignissen nicht mehr entziehen kann. LINJIA PUZI, eine präzise Studie einer Kleinbürgerfamilie, versucht inmitten gesellschaftlicher Auseinandersetzungen hin und her zu lavieren.
Do 29.10. 18.00 Uhr | Cinéfête
LE DERNIER MÉTRO Die letzte Metro
FR 1980, R: François Truffaut, Da: Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, 131 min OmU
Einführung: Michael Kinzer
Mit LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Metro, 1980) schuf der ehemalige Nouvelle-Vague-Regisseur François Truffaut eine Liebeserklärung an die Theaterbühne alten Stils. 1942: Während derdeutschen Besetzung von Paris wird im Theater „Montmartre” ein neues Stück geprobt. Da der gefeierte Theaterregisseur Lucas Steiner, ein deutscher Jude, sich im Keller versteckt halten muss, versucht seine Frau Marion (Catherine Deneuve), eine bekannte Schauspielerin, die Gefahren der politischen Lage und menschliche Komplikationen zu meistern und das Theater weiterzuführen. In subtilem Ausgleich von Heiterem und Tragischem greifen Spiel und Wirklichkeit ineinander und reflektieren so das Verhältnis von Politik und Kultur.
Sa 31.10. 18.00 Uhr
INDIEN
AT 1993, R: Paul Harather, Da: Josef Hader, Alfred Dorfer, 90 min
INDIEN (1993) lautet der Titel von Paul Harathers Film, doch er spielt ausschließlich im wenigerexotischen aber umso skurrileren Österreich. Die grundverschiedenen Kollegen wider Willen, der mürrische, schweigsame Bösel (Josef Hader) und der biedere, strebsame Fellner (Alfred Dorfer), inspizieren Gasthäuser in der Provinz auf Hygiene und Sicherheit. Auf ihren langen Fahrten kommen sich die beiden so gegensätzlichen Charaktere schließlich näher. Doch dann erkrankt Fellner schwer und die anfangs heitere, wortspiel- und nuancenreiche Komödie wandelt sich zu einem melancholischen Drama. Das Drehbuch basiert auf einem erfolgreichen Theaterstück von Alfred Dorfer und Josef Hader.
Zur Filmreihe "KLASSIKER & RARITÄTEN"