Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr)
Klassiker & Raritäten zeigt geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme an einem festen Programmplatz: Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen sich bekannte und fast vergessene Meisterwerke (wieder)entdecken. Die Programmreihe verknüpft die Arbeit unserer Archive mit anderen und verbindet sich mit laufenden Filmreihen und Ausstellungen. Besondere Vorführungen wie Stummfilme mit Musikbegleitung und Einführungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Hauses machen das Klassiker-Kino zum Erlebnis
Die Filme im April 2008
Die goEast-Hommage für den armenischen Regisseur Sergej Paradžanov, die Retrospektive „Zauber des Lebens – Jacques Demy“ und die Veranstaltungsreihe „Im Labyrinth der Phantasien“ in Zusammenarbeit mit dem Haus am Dom bilden Schwerpunkte des April-Programms der „Klassiker & Raritäten“.
Di 1.4. 18.00 Uhr
MASKERADE
Österreich 1934
R: Willi Forst, Da: Paula Wessely, Adolf Wohlbrück, 101 min
Für MASKERADE (1934), seine mit feinem Humor inszenierte Liebesgeschichte im Alt-Wiener Gesellschaftsmilieu, holte Regisseur Willi Forst erstmals Paula Wessely von der Bühne zum Film und machte sie zum Leinwandstar. Ihre Rolle der Leopoldine Dur war eine der besten ihrer langen Filmkarriere und MASKERADE wurde auch für Willi Forst zum Welterfolg. Ein bekannter Maler (Adolf Wohlbrück) bringt eine Dame der Gesellschaft dazu, ihm Modell zu stehen. Das Bild gelangt in die Zeitung und es kommt zu Komplikationen.
Mi 2.4. 18.00 Uhr | Zauber des Lebens – Jacques Demy
LES PARAPLUIES DE CHERBOURG Die Regenschirme von Cherbourg
F 1964
R: Jacques Demy, Da: Catherine Deneuve, Nino Castelnuovo, Anne Verno, 91 min OmeU
Einführung: Jim Heller
Das Musical LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (Die Regenschirme von Cherbourg, 1964), Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, besingt und bebildert die Liebesgeschichte zwischen Geneviève (Catherine Deneuve), der Tochter einer Regenschirmverkäuferin, und dem Autoschlosser Guy (Nino Castelnuovo). In seiner ersten Regiearbeit LOLA (Lola, das Mädchen aus dem Hafen, 1960), einem mit bemerkenswerter formaler Leichtigkeit inszeniertem „Musical ohne Musik“, huldigt Demy dem von ihm bewunderten Max Ophüls.
Do 3.4. 18.00 Uhr
MOBY DICK
USA 1956
R: John Huston, Da: Gregory Peck, Richard Basehart, Leo Genn, 116 min OF
Einführung: Hans-Peter Reichmann
John Hustons MOBY DICK (1956), die Verfilmung des epochalen Romans von Hermann Melville, verwandelt Kapitän Ahabs Jagd auf den weißen Wal in einen spannenden Abenteuerfilm, ohne jedoch die philosophisch-allegorische Dimension des Werks zu vernachlässigen. Dass Gregory Peck gegen sein Image als Gott herausfordernder Rächer Ahab besetzt wurde, mag ein Grund für den damaligen Misserfolg des Films gewesen sein. Inzwischen gilt er nicht zuletzt wegen seiner großartigen Farbfotografie als einer der großen Klassiker der 1950er Jahre. Einen kurzen, aber umso eindrucksvolleren Auftritt hat Orson Welles als Pfarrer.
Di 8.4. 18.00 Uhr | Im Labyrinth der Phantasien
MEMENTO
USA 2001
R: Christopher Nolan, Da: Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, 113 min OmU
Einführung: Prof. Joachim Valentin (Haus am Dom)
Ein Mann ohne Kurzzeitgedächtnis auf der Spur eines Mörders: Als wäre diese Ausgangssituation nicht schon bizarr genug, erzählt Christopher Nolan seinen Thriller MEMENTO (2001) in umgekehrter Chronologie. Er beginnt mit dem Ende und arbeitet sich Szene für Szene zum Anfang der Geschichte vor. So wird die Jagd Leonard Shelbys (Guy Pearce) nach dem Mörder seiner Frau auch für den Zuschauer zu einem Puzzlespiel aus Gedächtnisstützen wie Polaroids und Karteikarten.
Mi 9.4. 18.00 Uhr | Zauber des Lebens – Jacques Demy
LOLA Lola, das Mädchen aus dem Hafen
F/IT 1960
R: Jacques Demy, Da: Anouk Aimée, Marc Michel, Elina Labourdette, 85 min OmeU
In seiner ersten Regiearbeit LOLA (Lola, das Mädchen aus dem Hafen, 1960) erzählt Demy von einer Nachtclubsängerin (Anouk Aimée), die auf den seit Jahren verschwundenen Vater ihres Sohnes wartet, während ihr gleichzeitig ein Jugendfreund eine gemeinsame Zukunft verspricht. Das Max Ophüls huldigende, mit bemerkenswerter formaler Leichtigkeit inszenierte „Musical ohne Musik“ wurde vom Regiekollegen Godard mit Italien verglichen: Habe man es einmal gesehen, wolle man es immer wieder bewundern.
Do 10.4. 18.00 Uhr
DOUBLE INDEMNITY Frau ohne Gewissen
USA 1944
R: Billy Wilder, Da: Fred MacMurray, Barbara Stanwyck, 107 min OF
Einführung: Maja Keppler
Mit DOUBLE INDEMNITY (Frau ohne Gewissen, 1944) feierte Komödienspezialist Billy Wilder einen großen Erfolg im Thrillergenre. Er erzählt die Geschichte eines Versicherungsvertreters (Fred MacMurray), der sich von einer Femme Fatale (Barbara Stanwyck) zu einem Mord zwecks Versicherungsbetruges verführen lässt – mit verhängnisvollen Folgen, denn sein Kollege, gespielt von Edward G. Robinson, wird misstrauisch. Das Drehbuch zu diesem düster-eleganten Meilenstein des Film Noir schrieb Wilder gemeinsam mit Raymond Chandler.
So 13.4. 11.30 Uhr Matinee
KOHLHIESELS TÖCHTER
D 1920
R: Ernst Lubitsch, Da: Henny Porten, Emil Jannings, 64 min
Klavierbegleitung: Ulrich Rügner, Einführung: Susanne Neubronner
Ernst Lubitsch inszenierte KOHLHIESELS TÖCHTER (1920), die kongeniale und mit Henny Porten und Emil Jannings glänzend besetzte erste Verfilmung des deftigen Bauernschwanks von Hanns Kräly, als ländliche Variante von „Der Widerspenstigen Zähmung“. Der Kohlhiesel-Wirt hat zwei Töchter im heiratsfähigen Alter, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die hübsche Gretel und die kratzbürstige Liesel. Doch ehe die vielfach begehrte Gretel heiraten kann, muss erst Liesel unter die Haube – eine Aufgabe, die schier unmöglich erscheint.
NEBESPECNO VILNA LJUDINA Ein gefährlich freier Mensch
Ukraine 2004
R: Roman Širman, Dokumentarfilm, 52 min OmeU (ukrainisch-russisch)
Mit Einführung durch das goEast-Festival-Team
NEBESPECNO VILNA LJUDINA (Ein gefährlich freier Mensch, 2004) ist eine formal ungewöhnliche Hommage an Sergej Paradžanov aufgrund ihrer verspielten und humorvollen Mischung aus Dokumentarfilm und Animation.
Mi 16.4. 18.00 Uhr
SAYAT NOVA (NRAN GUYNE) Die Farbe des Granatapfels
Armenien 1969
R: Sergej Paradžanov, Da: Sofiko Čiaureli, Melkop Alekjan, 79 min OmU (russisch)
Mit Einführung durch das goEast-Festival-Team
Als Paradžanovs Meisterwerk gilt der Film SAYAT NOVA (Die Farbe des Granatapfels, 1969). In freier, poetischer Form beschreibt er das Leben des armenischen Dichters Aruthin Sayadin aus dem 18. Jahrhundert.
Do 17.4. 18.00 Uhr
AMBAVI SURAMIS TSIKHITSA Die Legende der Festung Suram
Georgien 1984
R: Sergej Paradžanov, Da: Sofiko Čiaureli,, Veriko Andžaparidze, 82 min OmeU
Mit Einführung durch das goEast-Festival-Team
AMBAVI SURAMIS TSIKHITSA (Die Legende der Festung Suram, 1984) erzählt von einer alten georgischen Legende, in der die Mauern einer einst zum Schutz vor Feinden errichteten Festung immer wieder einstürzen. Gemäß einer Prophezeiung muss sich erst ein junger Krieger in das Festungswerk einmauern lassen, damit die Festung zukünftig stehen bleibt.
Di 22.4. 18.00 Uhr | Im Labyrinth der Phantasien
ORLANDO
GB/RU/F/IT/NL 1993
R: Sally Potter, Da: Tilda Swinton, Quentin Crisp, 93 min DF
Einführung: Prof. Joachim Valentin (Haus am Dom)
Mit ORLANDO (1993) gelang Regisseurin Sally Potter ein eindrucksvoller und opulent ausgestatteter Film von außergewöhnlicher Ästhetik. Die Kinoversion von Virginia Woolfs fiktiver Biografie handelt von dem jungen adeligen Orlando, der sich im Laufe seines vierhundertjährigen Lebens vom Jüngling im England des 16. Jahrhunderts zur Frau des 20. Jahrhunderts wandelt. In der Rolle des Orlando begeistert eine charismatische und zeitlos androgyne Tilda Swinton.
Mi 23.4. 18.00 Uhr
ACCATTONE Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß
Italien 1961
R: Pier Paolo Pisolini, Da: Franco Citti, Franca Pasut, 120 min DF
Pasolinis Regie-Erstling ACCATTONE (Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß, 1961) spielt im Milieu des Subproletariats, in den Slums einer römischen Vorstadtsiedlung, ausschließlich mit Laiendarstellern. In naturalistischen Bildern und mit dokumentarischer Genauigkeit erzählt das Meisterwerk des italienischen Neorealismus die Geschichte des Zuhälters Accattone, der aus Liebe zu einem Mädchen zum Dieb wird.
Do 24.4. 18.00 Uhr | CineLatino
LA ESTRATEGIA DEL CARACOL Die Strategie der Schnecke
Kolumbien 1993
R: Sergio Cabrera, Da: Frank Ramírez, Fausto Cabrera, 115 min OmU
Vom kreativen und sympathischen Widerstand gegen skrupellose Gründstücksmakler und dem Sieg des Gemeinsinns über den Pragmatismus der Macht erzählt Sergio Cabreras erfrischend subversiver und umwerfend komischer Film LA ESTRATEGIA DEL CARACOL (Die Strategie der Schnecke, 1993) – einer der erfolgreichsten lateinamerikanischen Filme aller Zeiten. Der Besitzer eines Mietshauses in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá will die Bewohner auf die Straße setzen. Doch die Mieter, eine bunt zusammengewürfelte Schar kauziger Originale, entwickeln einen genialen Plan.
Di 29.4. 18.00 Uhr
UNE FEMME EST UNE FEMME Eine Frau ist eine Frau
F/IT 1961
R: Jean-Luc Godard, Da: Jean-Claude Briali, Anna Karina, Jean-Paul Belmondo, 85 min DF
Einführung: Kerstin Herlt
Jean-Luc Godard, radikaler Experimentator der Nouvelle Vague, drehte seinen ersten Farbfilm UNE FEMME EST UNE FEMME (Eine Frau ist eine Frau, 1961) in prächtigem Cinemascope. Anna Karina spielt die Stripteasetänzerin Angéla, die sich von ihrem Geliebten Emile ein Kind wünscht. Als dieser sich weigert, bittet sie den gemeinsamen Freund Alfred, ihren Wunsch zu erfüllen. Aus Elementen der Hollywood-Komödien und -Musicals der 1930er Jahre entfaltet Godard ein virtuoses Spiel mit Stilmitteln, voll von feinsinnigem Humor.
Mi 30.4. 18.00 Uhr
VIVRE SA VIE: FILM EN DOUZE TABLEAUX Die Geschichte der Nana S.
Frankreich 1962
R: Jean-Luc Godard, Da: Anna Karina, Sady Rebbot, Monique Messine
79 min OmU,
Einführung: Marius Hartung
Eine junge Frau wird zur Prostituierten, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen kann, und findet bei einem Streit unter Zuhältern den Tod. Mit dem durch Zwischentitel in zwölf Kapitel geteilten Werk VIVRE SA VIE: FILM EN DOUZE TABLEAUX (Die Geschichte der Nana S., 1962) wagte Godard den Versuch, die bislang übliche Film-Erzählung durch einen Film-Essay zu ersetzen.
Durch die häufige Diskrepanz zwischen Bild und Ton sowie dem scheinbar willkürlichen Nebeneinander gegensätzlicher Stilmittel vollzog Godard den bis dahin radikalsten Bruch mit dem klassischen Erzählkino.