Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr)
Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)-entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
Die Filme im Juni
Di 3.6. 18.00 Uhr
UNE FEMME MARIEE: SUITE DE FRAGMENTS D’UN FILM TOURNE
EN 1964 Eine verheiratete Frau
F 1964, R: Jean-Luc Godard, Da: Bernard Noël, Macha Méril, 96 min
DF
In ruhig durchkomponierten Bildern zeigt Jean-Luc Godard in UNE FEMME MARIÉE:
SUITE DE FRAGMENTS D’UN FILM TOURNÉ EN 1964 (Eine verheiratete
Frau, 1964) 24 Stunden aus dem Alltagsleben der zum zweiten Mal verheirateten,
ungewollt schwangeren Charlotte, die sich zwischen Ehemann und Geliebtem nicht
entscheiden kann. Eigentliches Thema dieser „Fragmente eines 1964 gedrehten
Films“ – so der Untertitel – sind Godards Gedanken über
Kommerzialisierung von Liebe und Sexualität und die immer wiederkehrende
Frage nach der Möglichkeit der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Ein
Film voller Zärtlichkeit, Liebessehnsucht, Glück und Schwermut, der
für viele Godards schönste und subtilste Produktion ist.
Mi 4.6. 18.00 Uhr
BENNY’S VIDEO
AU/CH 1992, R: Michael Haneke, Da: Arno Frisch, Angela Winkler, Ulrich Mühe,
105 min Einführung: Patrick Seyboth
Mit seinem zweiten Kinofilm BENNY’S VIDEO (1992), Teil der „Trilogie
der Vergletscherung der Gefühle“, sorgte Michael Haneke für
großes Aufsehen und kontroverse Diskussionen – und wurde zugleich
mit etlichen Preisen geehrt. Der 13-jährige, pubertierende und von seinen
Eltern (Angela Winkler und Ulrich Mühe) vernachlässigte Wiener Gymnasiast
Benny, dessen Leben hauptsächlich aus Fernsehen und Videospielen besteht,
lädt ein Mädchen für ein Wochenende zu sich nach Hause ein und
tötet es, ohne jede Gefühlsregung, vor laufender Kamera. Haneke zeichnet
den Gewaltausbruch von Benny präzise nach – und enthält sich
dabei jeden Kommentars und jeder Erklärung.
Do 5.6. 18.00 Uhr
ODD MAN OUT Ausgestoßen
GB 1947, R: Carol Reed, Da: James Mason, Robert Newton, 111 min OmU
Ganz in der Tradition des Film noir drehte Carol Reed mit ODD MAN OUT (Ausgestoßen,
1947) einen Klassiker des westeuropäischen Nachkriegsfilms. Er erzählt
von den letzten Stunden des irischen Freiheitskämpfers Jonny McQueen (James
Mason), der während eines Banküberfalls angeschossen wird und sich
auf seiner verzweifelten, qualvollen Flucht durch die nächtlichen Straßen
von Belfast schleppt. Für seine expressionistische Beleuchtung und Perspektive
als künstlerischer Durchbruch des englischen Films gefeiert, hat ODD MAN
OUT bis heute nichts von seiner Kraft verloren.
So 8.6. 11.30 Uhr | Matinee
KONEZ SANKT PETERBURGA Das Ende von St. Petersburg
UdSSR 1927, R: Wsewolod Podowkin. Da: Alexander Tschistjakow, Vera Baranow,
105 min OmdUT, Klavierbegleitung: Ulrich Rügner
In KONEZ SANKT PETERBURGA (Das Ende von St. Petersburg, 1927), dem zweiten
Teil seiner Revolutionstrilogie, zeichnet Wsewolod Pudowkin die Entwicklung
eines Landarbeiters zum Revolutionär, den Sturm auf das Winterpalais und
die Transformation von St. Petersburg in Leningrad nach. Zum zehnten Jahrestag
der Oktoberrevolution und zeitgleich mit Sergej Eisensteins OKTJABR –wie
dieser ebenfalls im Parteiauftrag – gedreht, fand Pudowkins Film, von
Heinrich Mann anlässlich der deutschen Erstaufführung als „die
absolute Filmdichtung“ gelobt, bei den Funktionären jedoch zunächst
wenig Anerkennung.
Di 10.6. 18.00 Uhr
A ROOM WITH A VIEW Zimmer mit Aussicht
GB 1985, R: James Ivory, Da: Helena Bonham Carter, Julian Sands, 117 min OmU,
Einführung.: Beate Dannhorn
Mit ironischen Seitenhieben auf die viktorianische Prüderie handelt James
Ivorys A ROOM WITH A VIEW (Zimmer mit Aussicht, 1985), seiner mit drei Oscars
ausgezeichneten Verfilmung eines Romans von E.M. Forster, vom Sieg des Herzens über
gesellschaftliche Konventionen. Italien 1907: Die junge Engländerin Lucy
(Helena Bonham Carter), die gemeinsam mit ihrer sittenstrengen Cousine Charlotte
die Ferien in Florenz verbringt, begegnet dort dem vitalen, leicht exzentrischen
Freidenker George (Julian Sand) und verliebt sich in ihn. Doch zurück
in England flüchtet sie sich zunächst in die von Vernunft geprägte
Verlobung mit dem blasierten Cecil (Daniel Day Lewis).
Mi 11.6. 18.00 Uhr
DU RIFIFI CHEZ LES HOMMES Rififi
F 1955, R: Jules Dassin, Da: Jean Servais, Carl Möhner, 102 min DF, Einführung:
Jean-Jacques Brétéché
Als Wunschfilm des Monats und Hommage an den im April im Alter von 96 Jahren
verstorbenen Regisseur Jules Dassin präsentieren die Freunde des deutschen
Filmmuseums mit DU RIFIFI CHEZ LES HOMMES (Rififi, 1955) den Film, der Dassin
unvergesslich machte, ganze Generationen von Filmemachern beeinflusste und
zum stilbildenden Genrefilm wurde. Unvergesslich bleibt RIFIFI, der die Geschichte
eines waghalsigen Juwelenraubs erzählt, nicht zuletzt durch eine legendäre,
fast 30-minütige Sequenz, die detailliert den nächtlichen Einbruch
zeigt und dabei völlig ohne Dialoge und Musik auskommt.
Do 12.6. 18.00 Uhr
HOUSEBOAT Hausboot
USA 1958, R: Melville Shavelson, Da: Cary Grant, Sophia Loren, 110 min DF
Die romantische Hollywood-Komödie HOUSEBOAT (Hausboot, 1958) begeistert
vor allem durch die witzigen und pointierten Dialoge und das Spiel der beiden
gutaufgelegten Hauptdarsteller Cary Grant und Sophia Loren. Tom Winter, ein
erfolgreicher Rechtsanwalt, will nach dem Tod seiner Frau seine drei Kinder
zu sich nehmen. Von Haushalt und Kindererziehung hat er keine Ahnung, doch
es kommt ihm die aufregend schöne Italienerin Cinzia zu Hilfe, die sich
als Hausmädchen auf seinem ramponierten alten Hausboot anstellen lässt.
Zwar kommt sie wunderbar mit den Kinder zurecht, doch von Haushaltsführung
versteht auch sie rein gar nichts.
Di 17.6. 18.00 Uhr
MASCULIN-FEMININ: 15 FAITS PRECIS Masculin-Feminin oder: Die Kinder von Marx
und Coca Cola
F/SE 1965, R: Jean-Luc Godard, Da: Jean-Pierre Léaud, Chantal Goya,
110 min OmU, Einführung: Kerstin Herlt
In MASCULIN-FÉMININ: 15 FAITS PRÉCIS (Masculin-Feminin oder:
Die Kinder von Marx und Coca Cola, 1966) setzt sich Godard mit den Problemen
der Heranwachsenden während des Vietnam-Krieges und der erneuten Wiederwahl
des konservativen Präsidenten Charles de Gaulle auseinander – am
Beispiel der fünf, in Paris lebenden Freunde Paul, Robert, Madeleine,
Catherine und Elizabeth. Durch den Einsatz von Inserts, Zitaten aus der Literatur,
Wahlkampfreden und Chansons illustriert er eine Wirklichkeit, die über
keine einheitliche Perspektive mehr verfügt.
Mi 18.6. 18.00 Uhr
KAUAS PILVET KARKAAVAT Wolken ziehen vorüber
Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, Da: Kati Outinen, Kari Väänänen,
96 min OmU, Einführung: Tim Heptner
Gewohnt lakonisch schildert Aki Kaurismäki in KAUAS PILVET KARKAAVAT (Wolken
ziehen vorüber, 1996) den plötzlichen sozialen Abstieg zweier Normalbürger.
Die Kellnerin Illona (Kati Outinen) und ihr Mann, der Straßenbahnfahrer
Lauri (Kari Väänänen) verlieren eines Tages völlig überraschend
ihre Arbeit. Guter Rat scheint teuer, denn der finnische Arbeitsmark ist härter,
als zunächst erwartet. Wie schon in seinen früheren Filmen gelingt
Kaurismäki erneut der außergewöhnliche Balanceakt zwischen
herzzerreißendem Drama und lakonisch-knapp erzählter, anrührender
Komödie.
Do 19.6. 18.00 Uhr
SCARFACE Narbengesicht
USA 1932, R: Howard Hawks, Da: Paul Muni, Ann Dvorak, 96 min OmU, Einführung:
Felix Fischl
In freier Bearbeitung der authentischen Lebensgeschichte von Al Capone beschreibt
Howard Hawks in SCARFACE (Narbengesicht, 1932) Aufstieg und Fall eines skrupellosen
Gangsters im Amerika der 1920er Jahre. Der kaltblütige Tony, genannt „Scarface“,
arbeitet für den skrupellosen Gangster Johnny Lovo, der während der
Prohibition die Unterwelt von Chicago illegal mit Alkohol versorgt. In den
Wirren der Gangsterkriege und Auseinandersetzungen mit der Polizei gelingt
es Scarface, selbst zum Gangsterkönig aufzusteigen, doch er scheitert
an seinem größenwahnsinnigen Machtstreben. Ein Klassiker des amerikanischen
Gangsterfilms, temporeich und mit grimmigem Humor meisterhaft inszeniert – bis
heute wegweisend für das Genre.
Di 24.6. 18.00 Uhr
2 OU 3 CHOSES QUE JE SAIS D’ELLE 2 oder 3 Dinge,
die ich von ihr weiß
Frankreich 1967, R: Jean-Luc Godard, Da: Joseph Gehrard, Marina Vlady, 110
min DF
Von einer Zeitungsreportage angeregt und innerhalb eines Monats gedreht, zeichnet
Jean-Luc Godard in seinem Essayfilm 2 OU 3 CHOSES QUE JE SAIS D’ELLE
(2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß, 1966) einen Tag aus dem Leben
einer verheirateten Hausfrau und Mutter nach, die ihr spärliches Haushaltsgeld
durch Prostitution aufbessert. Als eines der Hauptwerke von Godards „soziologischer
Periode“ ist die Geschichte zugleich Metapher für den Zustand des
kapitalistischen Systems im Frankreich der 1960er Jahre.
Mi 25.6. 18.00 Uhr
ENSAYO DE UN CRIMEN Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz
Mexiko 1955, R: Luis Buñuel, Da: Ernesto Alonso, Miroslava Stern, 89
min DF, Einführung: Petra Kappler
Luis Buñuels mexikanische Schaffensperiode zählt mit rund 20 Filmen,
die er im dortigen Exil in den 1940er und 1950er Jahren drehte, zu seinen produktivsten.
Wirklichkeit, Traum und Einbildung stehen in seinen Werken gleichberechtigt
nebeneinander, immer durchsetzt von surrealen Scherzen. ENSAYO DE UN CRIMEN
(Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz, 1955), einer von Buñuels
hintergründigsten und zugleich überraschendsten Filmen, erzählt
von einem Neurotiker, der in seinen Träumen junge Frauen auf grausame
Weise ins Jenseits befördert. Doch in der Realität hindern ihn stets
seltsame Zwischenfälle an der Ausführung seiner Pläne.
Do 26.6. 18.00 Uhr
THE GREAT GATSBY Der große Gatsby
USA 1974, R: Jack Clayton, Da: Robert Redford, Mia Farrow, 144 min OF, Einführung:
Monika Haas
Mit seinem Roman THE GREAT GATSBY (Der große Gatsby) schrieb F. Scott
Fitzgerald 1925 eines der tragischsten Liebesdramen der Weltliteratur. Jay
Gatsby kehrt als reicher Mann nach New York zurück, um seine mittlerweile
verheiratete Jugendliebe Daisy Buchanan zurückzuerobern. Die beiden beginnen
eine leidenschaftliche Affäre, die jedoch tragisch endet. Nach vielen
vergeblichen Versuchen, das Buch für den Film zu adaptieren, gelang es
erst Francis Ford Coppola, mehr als fünf Jahrzehnte nach seinem Erscheinen,
den Stoff werkgetreu und dennoch Hollywood-gerecht auf gut zwei Stunden Filmlänge
einzudampfen. Doch trotz der absoluten Starbesetzung (Robert Redford und Mia
Farrow) war Jack Claytons Verfilmung von 1974 ein kommerzieller Misserfolg.