Programmreihe dienstags, mittwochs und donnerstags (18 Uhr)
Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)-entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
Kinotermine im Oktober
Mi 1.10. 17.30 Uhr
STALKER
UdSSR 1979, R: Andrej Tarkovskij, Da: Aleksandr Kajdanovskij, 163 min DF
Einführung:
M. Schurig
In STALKER (1979), seinem letzten in der Sowjetunion gedrehten Film,
schuf Andrej Tarkovskij einen überwältigenden Kosmos voller mystisch-philosophischer
Reflexionen und faszinierender Bildvisionen. In einer mysteriösen Zone
am Rande einer verfallenen Industrielandschaft soll sich ein Raum befinden,
der jedem, der ihn betritt, die geheimsten
Wünsche erfüllt. Ein Wissenschaftler und ein Schriftsteller heuern
den Stalker, einen
Pfadfinder und Ortskundigen, an, um sie ans Ziel zu führen. Je tiefer
sie in die geheimnisvolle Gegend vordringen, umso mehr erfahren sie das Unerforschliche
ihres eigenen Ichs.
Do 2.10. 18.00 Uhr
TEOREMA Teorema – Geometrie der Liebe
IT 1968, R: Pier Paolo Pasolini, Da:
Terence Stamp, Silvana Mangano, 97 min DF
Einführung: Jim
Heller
TEOREMA (Teorema – Geometrie der Liebe, 1968), Pasolinis Variation
eines modernen Evangeliums, schildert in ebenso stil- wie geschmackvollen Bildern,
wie das Erscheinen eines mysteriösen Fremden Veränderungen in einer
großbürgerlichen Mailänder Familie provoziert. Seiner düsteren
Vision von der Unfreiheit und Verelendung des Menschen in den vom Kapitalismus
geformten menschlichen Beziehungen stellt Pasolini seine aus Marxismus und
Christentum gezogenen Erkenntnisse für die Notwendigkeit einer geistigen
und sozialen Umwandlung des Menschen entgegen.
Di 7.10. 18.00 Uhr
GILDA
USA 1946, R: Charles Vidor, Da: Rita Hayworth, Glenn Ford, G. Macready,
110 min DF
Einführung: S. Ofenloch
Mit GILDA (1946) drehte Charles Vidor einen
Klassiker des Film noir, der Hauptdarstellerin Rita Hayworth zur unsterblichen „Liebesgöttin“ und Stilikone
machte. Ballin Mundson (George Macready), ein zwielichtiger Casino-Besitzer,
lernt auf einer Geschäftsreise die verführerische Gilda kennen, heiratet
sie und nimmt sie mit nach Südamerika. Dort trifft sie auf Mundsons rechte
Hand Jonny Farrell (Glenn Ford), mit dem sie früher eine kurze und stürmische
Affäre hatte und der jetzt den Auftrag erhält, sich um sie zu kümmern – der
Beginn einer verstörend gefährlichen Dreiecksbeziehung.
Mi 8.10. 18.00 Uhr
DAS LETZTE LOCH
BRD 1981, R: Herbert Achternbusch, Da: H. Achternbusch, Annamirl
Bierbichler, 92 min
Einführung: Felix Fischl
Gedanklich radikal und ästhetisch sperrig erzählt
Deutschlands eigenwilligster Filmemacher Herbert Achternbusch in DAS LETZTE LOCH (1981) schonungslos von privaten Ängsten,
Schuldgefühlen und Verzweiflungen, die er in eine objektive Anklage überführt.
Ein Mann namens Nil, professioneller Fliegenfänger, Biertrinker und Privatdetektiv,
stößt bei seinen Ermittlungen auf die Ermordung der europäischen
Juden durch die Nationalsozialisten. Um die sechs Millionen Toten zu vergessen,
treibt er sich in bayerischen Wirtshäusern herum und trinkt trauernd stets
zuviel Bier und Schnaps.
Do 9.10 18.00 Uhr
A STREETCAR NAMED DESIRE Endstation Sehnsucht
USA 1951, R: Elia Kazan, Da: Vivien
Leigh, Marlon Brando, Kim Hunter, 122 min OF
Einführung:
Johanna Ruhl
Nach einem Theaterstück von Tennessee Williams drehte Elia Kazan mit
A STREETCAR NAMED DESIRE (Endstation Sehnsucht, 1951) ein düsteres psychologisches
Drama mit Starbesetzung. Um ihre Vergangenheit zu vergessen, sucht die kultivierte
aber psychisch labile Blanche DuBois (Vivien Leigh) Zuflucht bei ihrer Schwester
Stella (Kim Hunter) in New Orleans. Ihre Träume von einem neuen Leben
mit dem schüchternen Mitch (Karl Malden) werden jedoch von Stellas gewalttätigem
Ehemann Stanley Kowalski (Marlon Brando) brutal zerstört.
So 12.10. 11.30 Uhr | Matinee
DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT
D 1929, R: Kurt Bernhardt, Da: Marlene Dietrich,
Fritz Kortner, 77 min
Klavierbegleitung: Ulrich Rügner
In Kurt Bernhards Stummfilmmelodram DIE
FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT (1929) brillierte Marlene Dietrich erstmals in
der Rolle der „femme fatale“,
für die sie in den Filmen Josef von Sternbergs berühmt wurde. Auf
der Hochzeitsreise mit einer reichen Erbin begegnet Henri Leblanc, Nachkomme
einer bankrotten Industriellenfamilie, der schönen und mysteriösen
Statscha, die ihn um Schutz vor ihrem Begleiter Dr. Karoff (Fritz Kortner)
bittet. Leblanc verfällt ihr, verlässt Hals über Kopf seine
Frau und will mit Stascha fliehen.
Di 14.10. 18.00 Uhr
THE SWEET HEREAFTER Das süße Jenseits
Kanada 1997, R: Atom Egoyan,
Da: Ian Holm, Sarah Polley, 112 min OmU
Einführung: Monika
Haas
In einem kleinen Ort im kanadischen British Columbia kommen bei einem schweren
Busunfall 14 Kinder ums Leben. Der aus der Stadt angereiste Anwalt Mitchell
(Ian Holm) versucht, dem Unglück mit einer Sammelklage gegen den Bushersteller
zu begegnen. Um die dazu nötige Unterstützung der Eltern zu erhalten,
findet er viele Erklärungen für den Sinn eines Prozesses. Umrahmt
von der Fabel des „Rattenfängers von Hameln“ zeigt Atom Egoyan
in THE SWEET HEREAFTER (Das süße Jenseits, 1997), wie Menschen in
Trauer leben und wie sie für sich Wege aus der Trauer finden.
Mi 15.10. 18.00 Uhr
LE SALAIRE DE LA PEUR Lohn der Angst
F/IT 1953, R: Henri-Georges Clouzot, Da:
Yves Montand, C. Vanel 131 min DF
Mit LE SALAIRE DE LA PEUR (Lohn der Angst, 1953) drehte Henri-Georges Clouzot
einen der bekanntesten und spannendsten Abenteuerfilme der Filmgeschichte,
der ihn weltberühmt machte. Mitten im lateinamerikanischen Dschungel
warten vier gescheiterte Abenteurer – unter ihnen der draufgängerische
Mario (Yves Montand) – darauf, das große Geld zu verdienen. Ihre
Chance scheint gekommen, als sie den Auftrag bekommen, einen LKW mit hochexplosive
Nitroglycerin zu einer 500 Kilometer entfernten brennenden Ölquelle
zu fahren – ein Auftrag, der sich bald zum Himmelfahrtskommando entwickelt.
Do 16.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film
IRMA LA DOUCE Das
Mädchen Irma la Douce
USA 1963, R: Billy Wilder, Da: J. Lemmon, S. MacLaine,
135 min DF
IRMA LA DOUCE (Das Mädchen Irma la Douce, 1963) erzählt die Geschichte
eines entlassenen Pariser Polizisten (Jack Lemmon), der sich in ein Straßenmädchen
(Shirley MacLaine) verliebt, sie ihrem brutalen „Beschützer“ entreißt
und sich in einem wahnwitzigen Doppelgängerspiel als ihren Zuhälter
und zugleich besten Kunden Lord X ausgibt. Billy Wilders Musicalverfilmung
kokettiert anspielungsreich mit der Ruchlosigkeit des Milieus und ist ein mustergültiges
Beispiel für eine pointenreiche Komödie voller ernster Zwischentöne
und anrührender Tiefen.
Di 21.10. 18.00 Uhr
LA PISCINE Der Swimmingpool
IT/F 1969, R: Jacques Deray, Da: Romy Schneider, Alain
Delon, M. Ronet, 120 min DF
Einführung: Beate Dannhorn / Margot Müller
Zu Erinnerung an
Romy Schneider, deren Geburtstag sich im August zum 70. Mal jährte,
zeigen wir mit LA PISCINE (Der Swimmingpool, 1969) den Film, der am Anfang
ihrer Weltkarriere stand und dessen Erfolg sich nicht zuletzt seiner erotisch-freizügigen
Szenen verdankt. Der glückliche Liebesurlaub von Marianne (Romy Schneider)
und Jean-Paul (Alain Delon) in einer Villa in St. Tropez verwandelt sich durch
die Ankunft von Mariannes ehemaligem Geliebten Harry (Maurice Ronet) und dessen
18-jähriger Tochter Penelope (Jane Birkin) in einen Alptraum aus Eifersucht,
Misstrauen und Verachtung.
Mi 22.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film
LOLA
BRD 1981, R: R. W. Fassbinder, Da: Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Mario
Adorf, 125 min
Rainer Werner Fassbinders LOLA (1981) spielt in einem bayerischen Dorf des
kapitalistischen Nachkriegsdeutschland. Ein neuer Baudezernent (Armin Mueller-Stahl)
tritt seinen Dienst an und will gegen die Machenschaften des Baulöwen
Schuckert (Mario Adorf) vorgehen – doch dann stellt sich seine Freundin
(Barbara Sukowa) als stadtbekannte Prostituierte heraus. Im Gewand einer Kolportage
entlarvt Fassbinder satirisch Korruptheit, moralischen Verfall und zeichnet
das Bild einer Gesellschaft, die nichts von Menschenwürde hält und
Individuen zu Marionetten degradiert.
Do 23.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film
FILM D’AMORE E D’ANARCHIA
Liebe und Anarchie
IT/F 1973, R: Lina Wertmüller, Da: Giancarlo Giannini,
Mariangela Melato, 125 min OmU
Italien zur Zeit des Faschismus: Ein Bauer zieht nach Rom, um aus Rache für
den Tod eines
Freundes ein Attentat auf Mussolini zu verüben. Er bekommt eine Unterkunft
in einem Bordell, wo er sich in eine junge Hure verliebt und ein kurzes Glück
mit ihr erlebt. „Eine seltsam ergreifende Groteske, eine unglaubliche
Mischung aus romantischer Oper und politischer Satire“, schrieb Kurt
Habernoll über Lina Wertmüllers Film D‘AMORE E D‘ANARCHIA
... (Liebe und Anarchie, 1973), dessen intensive Darstellungen von Menschlichkeit
und Brutalität noch heute beeindrucken.
Di 28.10. 18.00 Uhr | Kino, Zoo, Moderne
18.00 Uhr: Der Zoo und seine Besucher – gestern und morgen
Vortrag: Dr. Gerhard Heindl (Wien)
19.00 Uhr: CAT PEOPLE Katzenmenschen
USA 1942, R: Jacques Tourneur, Da: Simone Simon, Kent Smith, Tom Conway 73
min OF
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum des Zoologischen
Gartens, das von der J. W. Goethe-Universität gemeinsam mit dem Frankfurter
Zoo veranstaltet wird, beschäftigt sich Dr. Gerhard Heindl (Wien) in seinem
Vortrag mit dem Thema „Der Zoo und seine Besucher – gestern und
heute“. Im Anschluss läuft Jacques Tourneus Film CAT PEOPLE (Katzenmenschen,
1942), der als einer der herausragendsten Horrorfilme der 1940er Jahre gilt.
Nach ihrer Hochzeit stellt Oliver Reed (Kent Smith) fest, dass seine aus Serbien
stammende Frau Irena (Simone Simon) von einer alten Sage aus ihrer Heimat förmlich
besessen ist. Sie befürchtet, im Falle von leidenschaftlicher Erregung
in eine todbringende Raubkatze verwandelt zu werden. Als sich tatsächlich
ein Mordserie ereignet, deren Opfer grausam zerstückelt aufgefunden werden,
versucht Oliver zunächst, die Indizien, die für Irenas Befürchtungen
sprechen, beiseite zu schieben. Doch dann erkennt er die grausige Wahrheit.
In Kooperation mit
Mi 29.10. 18.00 Uhr
THE HOTEL NEW HAMPSHIRE
GB/Kanada/USA 1984, R: Tony Richardson, Da: Rob Lowe,
Jodie Foster, Paul McCrane, 109 min OF
Einführung: Thomas
Worschech
Tony Richardsons Verfilmung von John Irvings Bestsellerroman THE HOTEL
NEW HAMPSHIRE (1984) verpflichtet sich ganz der skurrilen Atmosphäre der literarischen
Vorlage und ist bevölkert von einem schier unerschöpflichen Arsenal
an Wirrköpfen, Außenseitern, versponnenen Exzentrikern und Lebenskünstlern,
für deren Verkörperung Richardson zahlreiche bekannte Schauspieler
gewinnen konnte. Erzählt wird die turbulente und tragikomische Geschichte
der Familie Berry, die den verrückten Traum verfolgt, drei private Grandhotels
zwischen Neuengland und Wien zu bewirtschaften und nacheinander zu bewohnen – ein
Traum, der sich als trügerisch erweist, denn eine Katastrophe löst
die nächste ab.
Do 30.10. 18.00 Uhr
CENTRAL DO BRASIL Central Station
BR/F 1998, R: Walter Salles, Da: Fernanda Montenegro,
Marilia Pêra,
108 min OmU
In seinem vielfach ausgezeichneten und über weite Strecken fast schon
dokumentarisch anmutenden Roadmovie CENTRAL DO BRASIL (Central Station, 1998)
spiegelt der brasilianische Regisseur Walter Salles die triste soziale Wirklichkeit
des Landes angesichts des Neoliberalismus wider. Dora (Fernanda Montenegra),
eine verhärmte ehemalige Lehrerin, schreibt im Hauptbahnhof von Rio de
Janeiro Briefe für Analphabeten. Eines Tages begegnet sie dem neunjährigen
Josué, der durch den Tod seiner Mutter zum Halbweisen wurde. Erst bei
einer gemeinsamen Reise durch Brasilien entwickelt sich aus der anfänglichen
gegenseitigen Abneigung eine ungewöhnliche Freundschaft.
Zur Filmreihe "KLASSIKER & RARITÄTEN"