Alle Kino- und Symposiontermine im Überblick
Das Programm der Retrospektive Sprache der Liebe. Asta Nielsen, ihre Filme, ihr Kino 1910-1933 ist weitgehend chronologisch aufgebaut: 1910 bis 1914 entstehen die Filme, die Asta Nielsens Weltruhm begründeten. Der Erste Weltkrieg setzt eine Zäsur: die letzten noch mit der PAGU und Urban Gad gedrehten Filme kommen nicht mehr, bzw. mit ein bis drei Jahren Verspätung in die deutschen Kinos. Als die Nielsen 1916 nach längeren Auslandsaufenthalten nach Berlin zurückkehrt, versucht sie, ohne die früheren Partner ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Es entstehen eine Reihe von Filmen, die auf die veränderte soziale Situation reagieren, aber zugleich eine Kontinuität in ihrer Art des Spielfilms wahren. Die Filme der unmittelbaren Nachkriegszeit hingegen lassen filmgeschichtliche Brüche und Umbrüche erkennen. In der nun einsetzenden Entwicklung des Autorenkinos verliert die Schauspielerin an Einfluss gegenüber den ästhetisch bestimmenden Kräften von Designern, Architekten, Kameraleuten, Drehbuchautoren und Regisseuren. Das Ende wird ihrer Filmarbeit jedoch nicht von der Entwicklung der Filmproduktion, schon gar nicht von einem Desinteresse des Publikums gesetzt, sondern von den politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen: mit dem Nationalsozialismus gibt es für die Nielsen keine Kompromisse.
Sa 2.6. 22.30 Uhr
DER FREMDE VOGEL
D 1911, R: Urban Gad
Da: Asta Nielsen, Hans Mierendorff, Eugenie Werner, Carl Clewing, 44 min
MOD LYSET Der Fackelträger, Dänemark 1919
R: Holger-Madsen, Da: Asta Nielsen, Augusta Blad, Frederik Jacobson, Anton de Verdier, 62 min OmÜ
Mit Klavierbegleitung
Der Kinematograph schrieb zu DER FREMDE VOGEL (1911): "Vor dem Theater hat das Kinoschauspiel aber die naturgetreue Inszenierung voraus, die rauschenden Bäume des Spreewaldes, die wunderbaren Lichtreflexe - besonders schön wirkt der magische Schein des Mondlichts -, das Plätschern des Wassers, das Auffinden des Leichnams zwischen den Seerosen, die idyllischen Bauernhäuser. Dies alles kann in ähnlicher Vollkommenheit eben nur im Kino gezeigt werden, nicht aber im Theater."
So 3.6. 20.00 Uhr
DIE FREUDLOSE GASSE
D 1925, R: G. W. Pabst
Da: Asta Nielsen, Greta Garbo, Gräfin Agnes Esterhazy, Werner Krauß,
146 min
Klavierbegleitung: Eunice Martins
Über ihr Spiel in DIE FREUDLOSE GASSE (1925) sagte Regisseur Georg Wilhelm
Pabst: "Keine Gebärde - kein Ausdruck, jedoch die Sprache der Seele
erzählte uns von den Leiden und der Not eines lebenden Wesens. Lange hat
man Greta Garbo ‚Die Göttliche' genannt, für mich war und ist
Asta Nielsen ‚Die Menschliche'."
Do 7.6. 18.00 Uhr
DIRNENTRAGÖDIE
D 1927, R: Bruno Rahn
Da: Asta Nielsen, Hilde Jannings, 86 min
Klavierbegleitung: Eunice Martins
Einführung: Karola Gramann
Die DIRNENTRAGÖDIE (1927) verdankt laut Lotte Eisner (1955) einzig Asta
Nielsen ihren Charme: "Und wenn sich [...] DIRNENTRAGÖDIE als etwas
Ungewöhnliches erweist, so liegt das zum großen Teil an Asta Nielsen
und dem echten Pathos ihrer Rolle. Wenn sie den Mann anschaut, der ihr so unendliches
Leid zufügt, wenn sie sich mit müder, schwerer Hand schminkt, als
wüsste sie, alles sei vergeblich, so ist sie unvergleichlich."
Do 7.6. 20.30 Uhr
DAS GEFÄHRLICHE ALTER
D 1927, R: Eugen Illés
Da: Asta Nielsen, Bernhard Goetzke, Hans Waßmann
Mit Klavierbegleitung
"In zwanzig Jahren kann die Ehe zur Tretmühle werden. Der Mann geht
im Joch der Gewohnheit, und die Frau erkennt eines Tages, daß ihr das Alter
gefährlich wird: in ihr wächst ein gewaltiger Trieb ungestillter Sinnlichkeit",
so kündigte das Spielplanprogramm Elite Lichtspiele 1927 DAS GEFÄHRLICHE
ALTER (1927) an.
Fr 8.6. 18.00 Uhr
ASTA NIELSEN - EIN FILM ÜBER ASTA NIELSEN
Dänemark 1968, R: Poul Reumert, Asta Nielsen
Interview von Axel Strøbye
ASTA NIELSEN - EIN FILM ÜBER ASTA NIELSEN (1968): "In dem Film werden
zum ersten Male seit Asta Nielsens Filmdebüt, zwei der größten
Schauspieler Dänemarks vereint, Asta Nielsen und Poul Reumert, [...] und
es ist eine seltsame Nostalgie über den Szenen mit den beiden wieder zusammen," schreibt
das Programmheft.
Sa 9.6. 20.30 Uhr
UNMÖGLICHE LIEBE. VERA HOLGK UND IHRE TÖCHTER
D 1932, R: Erich Waschneck, Da: Asta Nielsen,
Ery Bos, Ellen Schwanneck, Hans Rehmann, 90 min
Über die UNMÖGLICHE LIEBE. VERA HOLGK UND IHRE TÖCHTER (1932)
berichtet die Berliner Morgenpost: "Das Wunderbare, das wir in diesem Film
erlebten, erinnert an den Abend, an dem man zum ersten mal die Stimme Greta Garbos
[...] vernahm. Auch hier wieder dieses dunkle, doch tönende Organ, vollkommen
persönlicher Ausdruck einer großen Künstlerin mit ganz leisem
Anklang ans Nordische. Die Nielsen verkörpert hier die Bildhauerin Vera
Holgk, [...] die noch einmal ein spätes Liebesglück erlebt und zwischen
der verständnislosen Jugend und durch Verstrickung der tragischen Umstände
ein bitteres Ende findet."
Alle Filme laufen entweder mit deutschen Zwischentiteln oder werden deutsch
eingesprochen.
Druckversion