Katalog
Der Katalog Maria Schell ist im Henschel Verlag erschienen. Neben wissenschaftlichen Texten enthält er zahlreiche Abbildungen und wird eingeleitet mit einem Grußwort von Maximilian Schell.
Maria
Schell war einer der großen Stars des Kinos der fünfziger
Jahre.Sie bewegte die Herzen des deutschen Publikums, gehörte zu den
beliebtesten und gefragtesten europäischen Stars und wechselte für
kurze Zeit sogar in die Studios von Hollywood. Sie drehte mit berühmten
Regisseuren wie Helmut Käutner, Wolfgang Staudte oder Luchino Visconti,
spielte an der Seite von O.W. Fischer, Marcello Mastroianni, Yul Brynner und
Gary Cooper.
Maria Schells Karriere war weder auf ein Land noch auf ein Medium beschränkt.
Bereits als junge Frau ging sie von Theatern in der Schweiz und in Österreich
zum Film nach Großbritannien und Deutschland. Sie sprach ihre Rollentexte
in deutsch, englisch, italienisch oder französisch; arbeitete auf Theaterbühnen,
an Filmsets und in Fernsehstudios. Ihr Spiel galt als „beseelt“,
ihre Arbeitsweise als professionell.
In „Ein Komet der Gefühle“ beschreibt Dieter Bartetzko die
Wirkung der Maria Schell und gibt einen Überblick über die Wahrnehmung
ihres Spiels im Laufe ihrer Karriere. Johannes Kamps verfolgt über „Zürich
- Wien – London“ die frühen Filmwege der aufstrebenden Schauspielerin.
Einen Fokus auf die fünfziger Jahre legen Henning Engelke,
der Maria Schells Wirkung unter dem Aspekt der „melodramatischen Imagination“ betrachtet
und Ursula Vossen, die sich mit einer Analyse der Traumpaar-Konstellationen
von Maria Schell und ihren Filmpartnern beschäftigt.
Claudia Hennen widmet sich den beiden Gerhard Hauptmann-Verfilmungen
DIE RATTEN (1955) und ROSE BERND (1956/1957) und geht dabei auf die gesellschaftspolitischen
Kontexte der Zeit ein. Dabei zeigt sich: Das pauschale Urteil über den
westdeutschen Nachkriegsfilm – wirklichkeitsfern, politisch gleichgültig,
sentimental – lässt sich nicht halten.
Die größte Auswirkung auf Maria Schells Karriere hatten DIE LETZTE
BRÜCKE (1953/1954) und GERVAISE (1955/1956). Sie verhalfen ihr zu internationalem
Durchbruch und begründeten ihren Ruf als Charakterdarstellerin. Diese
glanzvollen Jahre zwischen 1953 und 1957 beschreibt Sabine Gottgetreu im
Kontext ihres europäischen Filmschaffens.
„Visconti mochte meine Intensität“, sagte Maria Schell über
den italienischen Regisseur, der wie kein anderer ihr melodramatisches Potential
erkannte. In „Ein schöner Coup“ schildert Alfons
Maria Arns die Zusammenarbeit bei LE NOTTI BIANCHE mit Marcello Mastroianni
und Jean Marais als Filmpartner von Maria Schell. Susanne Weingarten geht
in „Amerikanischer Männertraum?“ der Frage nach, wie das
US-Starsystem Maria Schell aufnahm und erläutert dabei die unterschiedlichen
Weiblichkeitsrepräsentationen im Amerika der fünfziger Jahre. Nachdem
Maria Schell mit Gervaise eine der Romanheldinnen der französischen Literatur
verkörpert hatte, hielt ihr Erfolg im Nachbarland an. Ines Steiner analysiert
in ihrem Beitrag „Non, non, ne tirez pas votre mouchoir“ die französischen
Filmrollen. „Die neue Schell“ verkündeten die Boulevardblätter
Anfang der siebziger Jahre. Mit ihrem zweiten Ehemann Veit Relin produzierte
Maria Schell Theaterstücke und Filme – und so manche Schlagzeile. Über
die wilden Jahre des Künstlerpaars schreibt Eva-Maria Magel in
ihrem Text „Genialisch war sie ja sowieso“. Beide verbindet vor
allem die Liebe zum Theater, eine Leidenschaft, die sich durch ihr gesamtes
künstlerisches Leben zieht. Auf dieses Thema geht Johannes Kamps in
seinem Artikel „Theater ist fast wie eine Droge“ ein. Abschließend
beschäftigt sich Reinhard Kleber mit der Fernsehserie Die
glückliche Familie, einer Serie, durch die Maria Schell einer ganzen
Generation in Erinnerung ist.
Die kritische Auseinandersetzung von Autoren unterschiedlichen Hintergrunds
wird ergänzt durch sehr persönliche Texte. In einer Nahaufnahme erinnern
sich ihre Kinder Oliver Schell und Marie Theres Kroetz Relin, ihr langjähriger
Rechtsanwalt Gunter Fette sowie die Kollegin Maria Furtwängler. Vorangestellt
ist dem Band ein Vorwort von Maximilian Schell.
Der umfangreiche Anhang dokumentiert erstmals ausführlich alle künstlerischen
Produktionen mit Maria Schell. Er enthält u. a. eine Filmo-, Theatro-
und Diskografie sowie einen Blick in den Nachlass.
Förderer des Katalogs ist die Hessische Kulturstiftung
Deutsches Filminstitut – DIF e.V. / Deutsches Filmmuseum.
Maria Schell.
Henschel Verlag Berlin/Leipzig 2006.
224 Seiten. Mit zahlreichen Abbildungen und einem Vorwort von Maximilian Schell.
ISBN-13: 978-3-89487-551-0, ISBN-10: 3-89487-551-8.
Preis: 24,90 €.
Erhältlich im Deutschen Filmmuseum oder über:
buchversand@deutsches-filminstitut.de Druckversion