Teilnachlass Victor Vicas
Der Nachlass des Filmemachers Victor Vicas wurde unserem Haus 20 Jahre nach
dessen Tod von seiner Ehefrau, der Fotografin Li Erben, zur Archivierung und
filmwissenschaftlichen Aufarbeitung übergeben. Die Sammlung umfasst neben
zahlreichen Filmkopien; auch eine Vielzahl an Dokumente und Korrespondenzen;
Fotos, Alben und Drehbüchern zu Filmprojekten. Zeitungen und Zeitschriften
sowie persönliche Arbeitsmaterialien.
Der Regisseur, Kameramann und Produzent weist eine facettenreiche Biographie
auf: Als Kosmopolit lebte und arbeite er wie kaum ein anderer in vielen Ländern,
und als Filmkünstler beherrschte er in Film und Fernsehen die unterschiedlichsten
Formen auf hohem Niveau.
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Frühe Erfolge im deutschen Kino der 1950er Jahren, darunter WEG OHNE UMKEHR
(1953) mit Ivan Desny und Ruth Niehaus oder HERR ÜBER LEBEN UND TOD (1954/55)
mit Maria Schell, legten den Grundstein für die Realisierung internationaler
Produktionen Viktor Vicas'. In Frankreich drehte er JE REVIENDRAI À KANDARA
/ EIN SCHATTEN AUF DEM DACH (1957), in Hollywood THE WAYWARD BUS (1957) mit Jayne
Mansfield und Joan Collins, in Großbritannien COUNT FIVE AND DIE / RING
DER GEJAGTEN (1957) und in der Schweiz S.O.S.– GLETSCHERPILOT (1958).
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Schon vor seiner Zeit als Spielfilmregisseur hatte sich Vicas als Dokumentarfilmer
mit politischen Themen beschäftigt. Unter anderem im Rahmen des Marshallplans
drehte er zwischen 1945 und 1953 kurze Spiel- und Dokumentarfilme in Frankreich,
Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Jugoslawien, der Türkei,
Israel und den USA. Auch später wandte er sich immer wieder dem Thema
der politischen Gewalt und dem politischen Terror zu. Seine TV-Dokumentationen
spannten den Bogen von der französischen Revolution bis zum politischen
Terrorismus der 1970er Jahre.
Die Karriere von Vicas lässt sich in drei Phasen einteilen: Zunächst
drehte und produzierte er bis 1953 mehr als 40 Kurz- und Dokumentarfilme, dann
avancierte er innerhalb eines Jahrzehnts zum international gefragten Regisseur
für Spielfilme, und ab 1963 arbeitete er vorrangig fürs Fernsehen.
Victor Vicas starb am 9. Dezember 1985 bei Dreharbeiten zu einer TV-Serie namens
LES AVENTURIÈRES DU MONDE NOUVEAU.
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Zu dem von Li Erben übergebenen Nachlass wurde dem Deutschen Filminstitut
im Frühjahr 2006 von der Autorin und Hochschullehrerin Anne Nelson aus
New York ein umfangreiches Konvolut von Dokumenten, vorrangig Briefe, übergeben.
Dieser Teilnachlass besteht aus diversen Briefwechsel in der Vicas Familie,
darunter vor allen Korrespondenz zwischen Victor Vicas und seinem Bruder wie
seinen Eltern, die Anne Nelson im Sperrmüll nahe der ehemaligen elterlichen
Wohnung in der Upper Westside fand.
Das Deutsche Filminstitut / Deutsche Filmmuseum arbeitet derzeit an einer
umfassenden Publikation zu Vicas, der weltweit ersten Monographie über
den Filmkünstler.
Der Nachlass kann nach Terminabsprache eingesehen werden.
Kontakt:
Ronny Loewy
Tel.: +49 (0)69 961 220 641
Fax: +49 (0)69 961 220 999
loewy@deutsches-filminstitut.de
Literatur zu filmischen Themen finden Sie in unserer Bibliothek über
den Web-Katalog.
Weiterführende Links:
Victor Vicas auf filmportal.de
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